Kohl, der

[1683] Der Kohl, des -es, plur. inus. 1) Ehedem überhaupt alle eßbare Kräuter und Pflanzen, welche Bedeutung nicht nur in den verwandten Sprachen angetroffen wird, sondern auch in einigen Gegenden noch jetzt üblich ist. So wird die grüne Suppe, welche man an manchen Orten am grünen Donnerstage von neunerley jungen Kräutern isset, in vielen Gegenden grüner Kohl genannt, obgleich kein Kohl in der folgenden engern Bedeutung dazu kommt. Das Schwed. Kål und Isländ. Kal bedeutete so wie das Lat. Olus, wofür man in den spätern Zeiten Holus sagte, gleichfalls alle eßbare Kräuter. Im Griech. war κολον in noch weiterer Bedeutung eine jede Speise oder Nahrung. S. Kohlgarten. 2) In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung ist der Kohl ein Schotengewächs, welches bey uns in den Gärten gebauet wird, an dem Meerstrande Englands aber einheimisch ist; Brassica oleracea L. Man hat viele Abänderungen dieses Gewächses, welche größten Theils von dem Boden, von der Zeit, da man es säet, und andern zufälligen Umständen herrühren, S. Kopfkohl, Blaukohl, Blumenkohl, Kohlrübe, Kohlrabi, Winterkohl, Sommerkohl, Blattkohl u.s.f. Brauner Kohl, Brassica Sabellica, welcher auch Buschkohl genannt wird. Weißer Kohl, oder Weißkohl, Brassica capitata, ist unter dem Nahmen des Kopfkohles am bekanntesten. Savoyer Kohl oder Wirsing, Brassica Sabauda, S. Wirsing. Krauser Kohl, S. Blattkohl. Güsterkohl, Güstling, siehe Winterkohl. Wilder Kohl oder Feldkohl, der auf unsern Äckern wild wächset, aber nicht zur Speise gebraucht wird, Brassica campestris L. Wegen einiger Ähnlichkeit wird auch der Ackersenf, Sinapis arvensis L. Ackerkohl, und der Ackerrettig, Raphanus Raphanistrum L. von einigen Feldkohl genannt; anderer wilden uneßbaren Pflanzen zu geschweigen.

Anm. Im Nieders. in der engern Bedeutung Kool, Kaul, im Engl. Kale, Cole, im Dän. Kaal, im Angels. Cawl, im Schwed. Kål, im Span. Col, im Ital. Cavolo, Caolo, Colo, im Franz. Chaux, Caule, im Lat. Caulis, wofür die ältern Römer Colis sagten, im Griech. Κολος. Man leitet es gemeiniglich von Colis, ein Stängel, ab, weil der Kohl sich durch seinen dicken Stängel von andern Gewächsen so merklich unterscheidet. Allein das oben gedachte Olus, Holus, scheinet mehr Recht darauf zu haben; zumahl da man auch im Deutschen für Kohl in der engern Bedeutung in vielen Gegenden nur Kraut sagt; Braunkraut, Weißkraut, Sauerkraut u.s.f. für Braunkohl, Weißkohl, Sauerkohl. Übrigens lautet es in einigen Gegenden auch Köhl.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1683.
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