Kohl [1]

[636] Kohl, 1) die Pflanzengattung Brassica. Man unterscheidet: Br. oleracea, Br. alpina (Alpenkohl), auch in Waldgebirgen Deutschlands.; Br. arvensis (Ackerkohl), Unkraut auf feuchten Äckern, kann angepflanzt auch als Schnittkohl benutzt werden; Br. campestris (Feldkohl), auf Äckern sehr gemeines Unkraut, doch als Ölpflanze benutzbar, wird auch, wenn sie knollige Wurzel hat, als Steckrübe (s.d.) gebaut; Br. eruca, Senfkohl, s.d.; Br. erucastrum (Steinkohl), in Süddeutschland; Br. napus (Rübsenkohl), s. Rübsamen, auch Steckrübe; Br. orientalis, in der Levante, auch in Süddeutschland; Br. rapa (Rübenkohl), s. Rübe; Br. vesicaria (Blasenkohl), in Spanien; Br. violacea, in China cultivirt. 2) (Kohlgewächse), nicht nur alle die genannten Arten, welche in Gärten u. auf Äckern angebaut werden, sondern auch ähnliche Gewächse, die dem gemeinen Kohl ähnlich, od. auch wie dieser benutzbar sind; dahin gehören als Beißkohl, Beta cicla, als Großer (Römischer K.) Gemeiner, Blaßgrüner u. Rother unterschieden, als Blutkohl, Dioscorea sativa (s.u. Dioscorea), als Meerkohl, Crambe maritima (s.u. Crambe), als Gras- od. Wiesenkohl, Carduus (Cnicus) oleraceus (s. Kohldistel), als Hasenkohl, Sonchus oleraceus (s. Saudistel), als Hundskohl mehrere Arten von Apocynum u. v. a. 3) Als Küchenkohl, die Art Br. oleracea. Die gewöhnlichen Kohlarten[636] von dieser sind: a) Kopfkohl (Br. oleracea capttata), s.u. Kraut; b) Krauser Kopfkohl (Herzkohl) (Wirsing, Welschkohl, Pürschkohl, Berschkohl), in drei Abarten: aa) Grüner Wirsing (Br. ol. sabellica), mit sehr grünen u. krausen Blättern; schließt sich zeitig u. bekommt feste, aber nicht große Köpfe; doch gibt es außer den kleineren früheren, noch eine große spätere Sorte; diese ist, in die Erde eingeschlagen, zum Gebrauch für den Winter dienlich; bb) Weißer Wirsing (Savoyerkohl, Br. ol. sabauda), mit gelben runzlichen Blättern; läßt sich auch im Winter ziehen; außer den grasgelben unterscheidet man auch noch als Sorten: den Frühen Utrechter, den Großen grünen u. den Gemeinen Savoyerkohl; cc) Sprossen- od. Rosenkohl (Br. ol. prolifera), mit Blättern, die, wo sie am Strunke ansitzen, einen Rand od. Lappen haben; bildet keinen Kopf, dagegen treibt er spät im Herbst, zumal wenn ihm die Spitze abgebrochen wird, in den Blattwinkeln kleine Köpfe, welche aus in einander gewickelten Blättern bestehen u. von vorzüglichem Geschmack sind; ist den ganzen Winter hindurch benutzbar; c) Blätterkohl (Br. ol. non capitata), dessen Blätter unvereint am Strunk stehen u. gewöhnlich abgeblattet werden; aa) hoher, Hochkohl: aaa) Schlichter (Br. ol. laciniata), in folgenden Sorten: Gemeiner Braunkohl (Blaukohl, Br. rubra), hochwachsend, großblätterig, stark gerippt; dient meist zu Viehfutter; blos die jungen Blätter werden im Frühjahr als Schnittkohl benutzt; Pommerscher Hochkohl (Br. ol. arborea), sehr hoch, stark u. großblätterig, meist auch nur Futtergewächs; Grüner schlichter Hochkohl, noch wenig bekannt; zu Küchengebrauch sind die jungen zarten Blätter vorzüglich; bbb) Krauser Hochkohl (Br. ol. fimbriata), man hat ihn verschiedenfarbig, grün als den beliebtesten, blau, braun, auch bunt (Federkohl); er ist der allgemeinste im Gebrauch u. kann den ganzen Sommer hindurch, sowohl für die Küche, als zu Viehfutter abgeblattet werden; bb) Niedrigerkrauser K. (Dachskohl, Br. ol. fimbriata pumila), ist für die Küche vorzüglich benutzbar; doch liefert er kaum den vierten Theil an Blättern, wie eine Hochkohlstaude. Außer dem grünen unterscheidet man auch als Sorten einen rothen (Bardewieker K.) u. den Petersilienkohl. K., in Küchen zu Gemüsen als Zukost u. in verschiedener Art benutzt, ist in den zarten Sorten eine leicht verdauliche, obgleich wenig nährende Speise; bei Magenschwäche wird er jedoch, wegen Blähungen, gescheut; d) Blumenkohl (Br. ol. cauliflora), s. Blumenkohl; e) Knollenkohl, s. Kohlrabi (Br. ol. gongylodes); f) Rübenkohl, s. Kohlrüben (Br. ol. napobrassica).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 636-637.
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