Kraut [1]

[779] Kraut, 1) im weiteren Sinne, s. Kräuter; 2) im engeren Sinne Gemüse- u. Futterpflanze (Brassica oleracea capitata), kommt in zwei Abarten vor, als Strunkkraut mit hohem Stengel, vielen Blättern u. keinem Kopf, u. als Kopfkraut mit kurzem Stengel u. großem Kopf. Von dem Strunkkraut kommen hauptsächlich vor: der Holsteinsche, grüne Futter- od. Kuhkohl u. das Tausendblätterige od. Tausendköpfige K., unterscheidet sich von dem gewöhnlichen K. durch die etwas hellere Farbe, daß sich zwischen den Blattstielen auch in großer Menge Blätter zeigen u. die Pflanzen zum Theil blos 1 Staude haben, zum Theil aber auch aus 10–15 aus der Erde wachsenden zarten Asten bestehen. Das Kopfkraut od. den Kopfkohl unterscheidet man in Roth- u. Weißkraut, Platt- u. Spitzköpfige K., das plattköpfige gedeiht besser in niedrigen, das spitzköpfige besser in hohen Lagen. Gute Sorten des weißen plattköpfigen Krautes sind: Ulmergroßes Centnerkraut, Erfurter kleines weißes Frühkraut, Erfurter großes weißes festes K., Ulmer kleines weißes frühes K., von dem weißen spitzköpfigen K. Yorker frühes weißes K. u. Pommersches K.; von dem Rothen K. das Utrechter, Holländische, kleine schwarzrothe, Holländische blutrothe u. Ulmer blutrothe K. Man baut das K. auf gut gedüngtem lockerem Felde. Man steckt die Krautpflanzen, wenn sie das fünfte Blatt erreicht haben, gewöhnlich im Juni, in 2–21/2 Fuß von einander entfernte Reihen. In den Reihen enthalten die Pflanzen einen Abstand von 11/2 Fuß. Den Sommer hindurch werden die Pflanzenreihen einige Mal behackt u. behäufelt; einen großen Feind hat das K. an dem Kohlweißling. Die Krautpflanzen zieht man, indem man den Samen (Kapsamen) so zeitig als möglich im Frühjahr auf nicht zu stark gedüngten Gartenbeeten nicht zu dick säet. Man baut das K. bes. zum Futter für Rindvieh, Schweine, Gänse, indem man die Blätter am Ende des Sommers bis in den Herbst, wo das Kleefutter aufhört, abplattet u. im Spätherbst, ehe zu starker Frost einfällt, die Krautstauden abhackt u. Anfangs die Blätter u. geringere Krauthäupter, zuletzt die Strünke (letztere halten sich gegen den Frost geschützt bis zum folgenden Frühjahr) gespalten u. gestampft, roh od. eingebrühet, füttert Die größeren Krautköpfe werden als Gemüse zu Weißkraut, Sauerkraut, Komßkraut (s.d. a.), od. als Krautsalat (s.u. Salat) benutzt. 3) (Gerber), so v.w. Sumach; 4) Schiffsausdruck für Schießpulver; daher Krauthorn, statt Pulverhorn, Krautlaterne, für die Pulverkammer, Krautlöffel, für Ladeschaufel.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 779.
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