Kosten (1)

[1731] 1. Kosten, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, Kosten verursachen, erfordern.

1. Eigentlich, Aufwand an barem Gelde erfordern, von der Summe, welche man für eine Sache bezahlet, oder zur Erreichung einer Absicht aufwendet oder aufwenden muß; mit der vierten Endung des Preises. Was oder wie viel kostet das Haus? welches ist der Preis desselben, wie viel ist dafür bezahlet worden, oder wie viel soll dafür bezahlet werden? Das Gut kostet zehen tausend Thaler. Es kostet nicht viel. Er will es haben, es koste was es wolle. Dieses kostet nicht halb so viel als jenes.

Wenn die Person, welche die Kosten hergegeben hat, oder hergibt, ausgedruckt wird, so ist es gewisser Maßen noch streitig, welche Endung ihr gebühre. Im gemeinen Leben ist die dritte fast durchgängig üblich, und sie scheint die Natur der Sache und die Analogie so vieler andern Zeitwörter für sich zu haben. Der Prozeß wird dir viel kosten. Das Haus kostet mir tausend Thaler. Es kostet mir einen Gulden. Wenn er ihren Grund leget, das koste ihm seinen ersten Sohn, Jos. 6, 26. Es kostete ihm seinen ersten Sohn, 1 Kön. 16, 34. Die Sprachlehrer des vorigen und jetzigen Jahrhundertes, welche in der Lateinischen Sprache Zeitwörter mit doppelten Accusativis fanden, welche doch im Deutschen so selten sind, und sich vielleicht durch die Niedersächsische Mundart irre machen ließen, wo die dritte und vierte Endung in vielen Fällen gleichlautend sind, erforderten die vierte Endung, welche auch seitdem von vielen guten Schriftstellern gebraucht wird. Ich weiß nicht mehr, wie viel sie mich kosten, Gell. Kostet er sie so viel? ebend. Es kostet ihn nur ein einiges Wort, in der Kirchen-Post. S. gleich im folgenden.

2. In weiterer und figürlicher Bedeutung. 1) Zu etwas erfordert werden. Diese Kleidertracht kostet viel Zeug. Eine Mode, welche mehr Band als Spitzen kostet. Der Bau hat mir (oder mich) vieles Holz gekostet. Das Nachdenken kostet Kräfte. Das kostet Mühe. Es kostet sie nur ein Wort, Raben. Der Sieg hat viel Blut gekostet. Dieß hat mir (oder mich) die meiste Zeit gekostet. Das wird ein Bißchen Mühe kosten. Aret ist mit so vielem schwerfälligen Ernste dienstfertig, daß man glaubt, seine Dienstfertigkeit koste ihm viele Überwindung, Gell. Wo die Hauptwörter Mühe, Überwindung, unangenehme Empfindung, zuweilen ausgelassen werden. Was kostet es nicht, (für Mühe,) ehe man es so weit bringet! Sonnenf. Nie hat mir ein Entschluß so viel (so viele Überwindung) gekostet. Es mag ihrem Herzen viel kosten, dieß zu verschweigen. Ich habe, so viel es mich auch kostete, mit ihm gesprochen, Hermes. 2) Den Verlust einer Sache nach sich ziehen. Es wird den Kopf nicht kosten. Das hat ihm (oder ihn) seine Gesundheit, seine Ehre, sein Leben gekostet. Der Staar hat mich manches[1731] Thränchen gekostet, Weiße. Wenn es meinen Hals, mein Vermögen kosten sollte. Sich durch Ungestüm und Wuth die Bahn der Ungebundenheit öffnen, es koste Ehre oder Blut, Gell.

Anm. Im Nieders. gleichfalls kosten, im Dän. koste, im Schwed. kosta, im Engl. to cost, im Ital. costare, im Franz. couster, couter, im mittlern Latein. costare, custare, im Böhm. kosstowati, im Pohln. kosztuje. So sehr auch einige auf die Abstammung von dem Latein. constare dringen, so scheinet es doch von dem vorigen Worte, so fern es im Singular Kost lautet, herzukommen, so wie von Geld, ehedem Gelt gelten gebildet worden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1731-1732.
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