Löffel, der

[2091] Der Löffel, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Löffelchen, Oberd. Löfflein. 1. * Überhaupt, ein hohler, vertiefter Raum, ein Gefäß, Behältniß; eine jetzt veraltete Bedeutung, wovon aber noch häufige Spuren übrig sind. Im Nieders. ist Löpen noch ein hölzernes Gefäß, ein Kübel, Lat. Labrum, welches bey dem Ausonius auch einen Graben bedeutet. Im mittlern Lat. ist Labs ein eherner Topf, ein Grapen, Labellum, Lavellum und Lavellus eine Cisterne, eine Vertiefung, ingleichen ein Sarg, Ital. Lavello, und Lepista eine Art eines Gefäßes, und im Griech. und Lat. Lepas eine Art Schnecken. In dem Tatian bedeutet Labal ein Becken. Anderer zu geschweigen. S. Lof. 2. In engerer Bedeutung, wo es nur noch von einigen vertieften Dingen gebraucht wird. 1) Am häufigsten ist es ein Werkzeug, welches aus einer rundlich hohlen Vertiefung an einem Stiele bestehet, flüssige Körper so wohl damit zu schöpfen, als auch nach dem Munde zu führen. Der Kochlöffel, Schaumlöffel, Rührlöffel, Theelöffel, Kaffeelöffel, Vorlegelöffel, Eßlöffel oder Suppenlöffel u.s.f. welcher letztere am häufigsten nur schlechthin der Löffel genannt wird. Mit dem Löffel essen. Ein silberner, zinnerner, hölzerner Löffel. Die Wundärzte haben ein ähnliches Werkzeug, das gefallene Zäpfchen damit wieder aufzuheben. Einige Arten großer Löffel führen den Nahmen der Kellen. 2) Bey den Jägern werden die Ohren der Hasen wegen ihrer langen tiefen Gestalt die Löffel genannt, nicht, wie ein bekannter Sprachlehrer glaubte, als eine Figur der vorigen Bedeutung, und aus[2091] einer sonderbaren Liebe zum Besondern, sondern als ein ehrwürdiger Überrest der alten allgemeinern Bedeutung dieses Wortes. Die Sprachen der Jäger und Bergleute, zwey sehr alte Lebensarten, haben uns viele veraltete Wörter und Bedeutungen aufbehalten, die wir ohne sie nicht wissen würden.

Anm. In der ersten engern Bedeutung im Nieders. Lepel, im mittlern Lat. Lochea, welches letztere die Verwandtschaft mit Loch bestätiget. Die Endsylbe -el bezeichnet ein Subject, so daß Löffel eigentlich ein tiefes Ding, ein vertieftes Gefäß bedeutet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 2091-2092.
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