Leine, die

[2017] Die Leine, plur. die -n, Diminut. das Leinchen, eine Benennung, eines dünnen langen hänfenen oder flächsenen Strickes, welcher stärker ist als eine Schnur, schwächer, länger und anständiger als ein Strick, dünner als ein Seil, ein Tau u.s.f. Eine Leine, die Wäsche darauf zu hängen, die Wäschleine oder Zeugleine; die Gezelte damit zu befestigen, die Gezeltleine oder Zeltleine; die Pferde vor dem Wagen oder Pfluge damit zu regieren, die Pferdeleine, Ackerleine; die Jagdtücher und Netze damit zu befestigen, die Jagdleine, wohin die Hauptleinen, Oberleinen, Unterleinen, Windleinen u.s.f. gehören; starke Angeln daran zu befestigen, die Angelleine, zum Unterschiede von der schwächern Angelschnur u.s.f.

Anm. Im Nieders. Angels. Engl. und Dän. Line, im Schwed. und Isländ. Lina, im Griech. λινον, im Lat. Linea, im Franz. Ligne, im Böhm. und Pohln. Lano, im Lettischen Lyna. Es kann seyn, daß dieses Wort von dem vorigen Lein, Flachs, abstammet, weil die Leinen am häufigsten aus Hanf oder Flachs verfertiget werden. Es kann aber auch seyn, daß der Begriff der Länge der herrschende ist, da es denn nicht so wohl von dem Lat. Linea, eine Linie, abstammen, als vielmehr mit demselben von einer gemeinschaftlichen ältern Mundart herkommen, und mit lang Eines Geschlechtes seyn würde. In der anständigern Sprechart gebraucht man für das gemeinere Leine lieber das in vielen Fällen gleich bedeutende Seil. Bey den Oberdeutschen Jägern aber ist dafür auch Arche üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 2017.
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