Lunge, die

[2131] Die Lunge, plur. die -n, ein sehr lockerer aus lauter kleinen Bläschen bestehender fleischiger Theil in den thierischen Körpern, welcher die Höhle der Brust größten Theils ausfüllet, und das eigentliche Werkzeug des Athemhohlens ist. Weil sie gemeiniglich aus zwey, oft aber auch aus mehrern Theilen bestehet, welche sonst auch Lappen, Lobi, genannt werden, so pfleget man sie auch wohl, besonders im Oberdeutschen, im Plural die Lungen zu nennen, welches auch in andern Sprachen üblich ist. Im Hochdeutschen ist es in der einfachen Zahl am gewöhnlichsten. Aus voller Lunge heulen, schreyen, lachen; im gemeinen Leben aus vollem Halse. In weiterer Bedeutung verstehet man,[2131] besonders in der Jägerey, unter dem Nahmen der Lunge, in einigen Mundarten Lunze, auch wohl das ganze Geschlinge mit Inbegriff des Herzens und der Leber.

Anm. Bey dem Raban Maurus im 8ten Jahrhunderte Lungun, im Oberd. auch die Lungel, Gelünge, im Dän. und Nieders. Lunge, im Angels. Lungena, im Engl. Lungs im Schwed. und Isländ. Lunga, Ital. Lonza, Franz. Longe, in einigen niedrigen Deutschen Sprecharten auch die Lumpe, die Lumpel; alle wegen der schwammigen, leicht beweglichen Beschaffenheit, und daher aus Einer Quelle mit dem Worte Lumpen, Schwed. Lunt, Nieders. Plunne, im Gegensatze der festern Leber, welche von Lab, coagulum, ihren Nahmen hat.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 2131-2132.
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