Patrone, die

[673] Die Patrōne, plur. die -n, ein noch in verschiedenen Fällen des gemeinen Lebens übliches Wort. 1) Ein Modell wird noch bey verschiedenen Handwerkern eine Patrone genannt. 2) Noch häufiger werden bey den künstlichen Webern die gezeichneten Muster, wornach sie weben, Patronen genannt, welchen Nahmen auch die Zeichnungen bekommen, wornach die Formenschneider ihre Formen schneiden. Auch die papiernen Muster der Schneider und Putzmacherinnen bekommen diesen Nahmen; wenigstens heißt ein solches Muster in Frankreich Patron. In Niedersachsen führet es den Nahmen Pand. 3) In dem heutigen Kriegswesen ist die Patrone nicht nur das Futter zu einem Schusse, sondern auch der ganze Schuß selbst, so wohl zu dem großen als kleinen Gewehre, so fern[673] er sich in einem hohlen Cylinder von Papier, Blech, Holz u.s.f. befindet.

Anm. Dieses Wort ist aus dem Franz. Patron entlehnet, und auch im mittlern Lat. kommt Patronus von einem Muster oder Vorbilde vor. Die Übereinstimmung des Klanges mit dem vorigen Patron ist hier allem Ansehen nach nur zufällig, indem dieses Wort, so wie Patrix und Patrize, zu dem alten batten, patten, Franz. battre, schlagen, zu gehören scheinet, weil das Modell, in welcher Bedeutung es ehedem häufiger war, in manchen Fällen in eine weichere Materie abgeschlagen oder abgeformet wird. Die Patrize der Schriftgießer ist in der That auch eine solche Patrone, welche hernach in ein weicheres Metall abgeschlagen wird, um die eigentliche Form zu bekommen. S. auch Patschen. Von diesen zum Abschlagen bestimmten Modellen haben hernach alle Muster diesen Nahmen bekommen. Im Oberdeutschen ist es männlichen Geschlechtes, der Patron, welches denn dem Franz. Patron näher kommt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 673-674.
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