Patrone

[508] Patrone (mittellat., »Vorbild, Musterform«), Modell zur vielfachen Verwendung, z. B. Form zum Drücken auf der Drehbank, das Schraubengewinde auf einer Drehbankspindel zum Schneiden eines Schraubengewindes von gleicher Feinheit. – In der Weberei eine auf karriertem Papier (Patronenpapier) entworfene Zeichnung eines Musters: ein ausgeschnittenes Blatt Kartenpapier oder Blech (Schablone) zum farbigen Durchzeichnen, zum Auftragen[508] der Figuren auf Tapeten etc., in der Guillochiermaschine eine am Rande dem Muster der Guillochierung entsprechend ausgezackte Scheibe (s. Guillochieren); sodann eine etwas schützend umfassende Hülle oder Hülfe von steifem Papier etc. (z. B. bei Blumenbuketten). – Im Waffenwesen ist P. die Bezeichnung für den Schießbedarf (Munition) der Handfeuerwaffen und Maschinengeschütze. Eine Metallhülse vereinigt Treibmittel, Zündung und Geschoß (Metalleinheitspatrone), bewirkt beim Schuß den luftdichten Abschluß des Laufes nach rückwärts, erleichtert die Handhabung beim Laden und Entladen und die Verpackung und Mitführung zum Zweck der Munitionsergänzung. Ladeweise in Ladestreifen oder in Patronenrahmen, zu je 5 oder auch mehr Patronen; doch kann jede P. auch einzeln geladen werden. Trageweise meist in ledernen Taschen am Leibriemen (Patrontaschen).

Fig. 1 u. 2. Scharfe Patrone der deutschen Gewehre und Karabiner. Fig. 1. a Mantel, aus vernickeltem Stahlblech gezogen; b leerer Raum; c Pappelblättchen; d Eindrehung für die Auszieherkralle; e Zündhütchen; f Zündglocke mit zwei Zündöffnungen; g Amboß. Fig. 2. a Eindrehung für die Auszieherkralle; b Zündhütchen. – Fig. 3 u. 4. Die S-Patrone. a Zündhütchen; b Eindrehung für die Auszieherkralle; c Mantel, aus nickelkupferplattiertem Flußeisenblech gezogen; d Kern aus Weichblei; e leerer Raum, f Zündhütchen; g Zündglocke mit zwei Zündöffnungen; h Amboß.
Fig. 1 u. 2. Scharfe Patrone der deutschen Gewehre und Karabiner. Fig. 1. a Mantel, aus vernickeltem Stahlblech gezogen; b leerer Raum; c Pappelblättchen; d Eindrehung für die Auszieherkralle; e Zündhütchen; f Zündglocke mit zwei Zündöffnungen; g Amboß. Fig. 2. a Eindrehung für die Auszieherkralle; b Zündhütchen. – Fig. 3 u. 4. Die S-Patrone. a Zündhütchen; b Eindrehung für die Auszieherkralle; c Mantel, aus nickelkupferplattiertem Flußeisenblech gezogen; d Kern aus Weichblei; e leerer Raum, f Zündhütchen; g Zündglocke mit zwei Zündöffnungen; h Amboß.

Außer der scharfen P. hat man für Ausbildungs- und Übungszwecke Platzpatronen (mit verringerter Pulverladung und beim Schuß zersplitterndem Holzgeschoß; Gefahrzone 100 m) und Exerzierpatronen (Geschoßform aus Blech nachgebildet, keine Pulverladung). Neuere Versuche haben dargetan, daß die bisher gebräuchliche spitzbogige (ogivale) Form des Geschosses für die Überwindung des Luftwiderstandes doch nicht die günstigste ist. Die nunmehr dem Geschoß gegebene längere und schärfere Spitze (daher der Name S-, d.h. Spitzgeschoß-P.) ergibt flaschen- oder zigarrenartige Form, leichtere Überwindung des Luftwiderstandes, somit gestrecktere Flugbahn und bessere Leistung (s. Geschoß, S. 690 u. 691, und Flugbahn). Das geringere Gewicht der S-Patrone (23,85 g gegen 27,88 g der P. 88) gestattet gegen früher die Mitnahme größerer Munitionsmengen. – Im Bergbau heißt P. eine mit Schießpulver oder sonstigem Sprengstoff gefüllte, an beiden Enden verschlossene Papier-, seltener Blechröhre, die meist mit mehreren ihresgleichen in das wegzutuende Gesteinsbohrloch gesteckt und durch einen Zünder zur Explosion gebracht wird.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 508-509.
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