Schlachten

[1480] Schlachten, verb. reg. welches das Intensivum von schlagen ist, und in doppelter Gestalt und Bedeutung gebraucht wird.

I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, die Abkunft, das Geschlecht, die Art durch seine Beschaffenheit verrathen, in welchem Verstande es noch hin und wieder im gemeinen Leben, besonders Niederdeutschlandes üblich ist. Nach jemanden schlachten oder ihm nachschlachten, nach ihm arten, ihm nacharten.


Schapkens schlachten na de Lammen,

Un de Twige na den Stammen,


in einem Dithmarsischen Volksliede. Im Schwed. slagta, schon bey dem Ottfried gislagtan. Im Hochdeutschen ist es ungewöhnlich, doch wird in einigen Fällen noch das einfachere schlagen in diesem Verstande gebraucht. S. dasselbe und Geschlecht.

II. Als ein Activum, tödten, umbringen. 1) Überhaupt, für niedermachen, besonders so fern es mit einem hauenden oder schneidenden Werkzeuge geschiehet. Bey dem Notker slahhan, ehedem schlagen, erschlagen. Der Herr hält ein Schlachten, Es. 34, 6. Daß sie (die Gottlosen) fällen den Elenden und schlachten die Frommen, Ps. 37, 14. Im Hochdeutschen ist es in dieser weitern Bedeutung veraltet, außer daß man es noch zuweilen im Scherze und in Anspielung auf die folgende gebraucht. 2) In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung schlachtet man nur lebendige Geschöpfe, so fern sie zum Opfer, oder auch zum Verspeisen bestimmet sind. Abraham sollte seinen Sohn schlachten, 1 Mos. 22, 10, tödten und opfern. (S. Schlachtopfer.) Mastvieh schlachten. Einen Ochsen, ein Schaf, ein Schwein, ein Huhn, eine Gans schlachten. Im engsten Verstande druckt man mit diesem Worte bloß das Tödten oder Abkehlen aus, in weiterm gehöret dahin auch die Zubereitung des Fleisches zum Kochen, in welchem Verstande besonders ausschlachten bey den Fleischern üblich ist. Figürlich ist schlachten zuweilen auch ohne Nutzen und ohne Gegenwehr tödten. So auch das Schlachten. Denn das Hauptwort die Schlachtung, welches Apost. 8, 32 vorkommt, ist nur in Zusammensetzungen gangbar.

Anm. Bey dem Notker slahhan, im Schwed. slagta, im Engl. to slaughter und to slay. Daß das einfachere schlagen ehedem auch für tödten und umbringen gebraucht werden, wird an seinem Orte erhellen. Schlachten ist nach eben der Analogie von schlagen gebildet, wie Tracht und trachten von tragen, Macht von mögen, ehedem magen, u.s.f. wo um des Überganges des gedehnten Vocales willen in den geschärften auch der weichere Gaumenlaut in das härtere ch verwandelt wird.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1480-1481.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika