Schnecke, die

[1591] Die Schnêcke, plur. die -n, Diminut. das Schneckchen, Oberd. Schnecklein, ein Nahme, welcher einer doppelten Art Würmer beygelegt wird. 1. Einem nackten Wurme mit Gliedmaßen und vier Fühlspitzen über dem Maule, welcher von schwarzer, braunrother oder braungelber Farbe ist, und sich nach einem Regen in den Gärten und auf den Wegen sehen läßt, wo er sich vornehmlich durch seinen trägen schleichenden Gang auszeichnet; Limax L. Wegeschnecke. 2. Ein gewundenes einschaliges Schalthier mit sichtbaren Windungen. 1) Eigentlich; Cochlea L. Da es wieder Gartenschnecken, Erdschnecken, Flußschnecken, Meerschnecken u.s.f. gibt. 2) Figürlich bekommen verschiedene Dinge, welche mit ähnlichen Windungen, wie das Haus einer Schnecke,[1591] versehen sind, diesen Nahmen. So ist die Schnecke in der Baukunst ein Zierath, welcher aus lauter Viertelkreisen zusammen gesetzt ist, und auch ein Snörkel genannt wird, S. dieses Wort. Eine Schnecken- oder Wendeltreppe heißt oft die Schnecke schlechthin, in welchem Verstande es schon im Theuerdanke vorkommt. Die Schnecke war fünf Ellen weit, Ezech. 41, 11. Die Archimedische Wasserschraube, deren Röhre in einem Schraubengange um eine Achse geführet ist, wird eine Schnecke genannt, welchen Nahmen auch ein großer Hohlbohrer bekommt, die Pumpenröhren damit auszubohren. In der Anatomie wird so wohl die äußere Höhle des Ohres, als auch die innere hinter der Trommelhöhle, die Schnecke genannt, beyde wegen ihrer gewundenen Gänge. Im Latein. heißt die erste Concha, und die andere Cochlea.

Anm. Im Nieders. Snigge, im Angels. Snaegl, im Engl. Snail, im Schwed. Snäcka. Es ist wohl kein Zweifel, daß es mit dem im Hochdeutschen veralteten schnecken, kriechen, schleichen, Angels. snican, Engl. to sneak, abstammet, weil beyde unter diesem Nahmen bekannte sonst so verschiedene Thiere einen überaus trägen Gang haben. Im Holländ. heißt daher eine Schnecke Slecke, von sliken, schleichen. S. auch 1 Schnake, Schlange. Im Oberdeutschen ist dieses Wort männlichen Geschlechts, der Schneck, des -en, plur. die -en.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1591-1592.
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