Speise (1), die

[179] 1. Die Speise, plur. doch nur von mehrern Arten, die -n, ein Wort, welches in vielen Fällen des gemeinen Lebens gebraucht wird, und in den meisten dieser Fälle den herrschenden Begriff der Vermischung zu haben scheinet. 1. Im Bergbaue ist es ein Wort von sehr schwankender Bedeutung, indem daselbst mehrere vermischte Bergarten und metallische Producte von dem Bergmanne Speise genannt werden. Es bezeichnet nehmlich: (1) den Nickel oder durchschwefelten Nickel, welcher den Schwefel und Arsenik an sich nimmt, welche bey dem Rösten des Erzes nicht hinlänglich fortgetrieben worden. Diese Speise hat ein dichtes Gewebe auf dem Bruche, und bekommt sowohl in der Verkalkung als auch in der Auflösung mit Scheidewasser eine grüne Farbe. (2) Den Kobalt, oder vielmehr, den mit Schwefel und Arsenik vermischten Kobalt; sie ist auf dem Bruche stahlartig, macht mit Scheidewasser und Vitriolöhl rothe Auflösungen, und gibt in der Verglasung ein blaues Glas oder die so genannte Schmalte, welche hernach zur blauen Farbe gemahlen wird. (3) Oft wird auch der nicht genug ausgeschmelzte Wißmuth Speise genannt; sie unterscheidet sich von den vorigen durch ihr Gewebe, und verändert die Farbe in den mineralischen Säuren nicht. (4) Eben so oft ist die Speise auch eine metallische Vermischung aus Nickel, Kobalt und Eisen, welche mit mineralischen Säuren rothe Auflösungen gibt, aber in der Verkalkung theils grün, theils braun wird. (5) Nicht selten führet diesen Nahmen auch eine metallische Vermischung aus Kobalt,[179] Nickel und Wißmuth, welche mit mineralischen Säuren gelbgrüne oder braune Auflösungen gibt, und in der Verkalkung theils braun, theils grün wird. Es scheinet hieraus zu erhellen, daß der Bergmann jede metallische Vermischung, deren Bestandtheile ihm unbekannt sind, Speise zu nennen pflege. 2. Bey den Probierern ist die Speise ein ähnlicher König oder conische metallische Masse, welche man von kiesigen und kobaltischen Erzen in dem Kupfertiegel erhält, und welche aus Arsenik und Eisen bestehet. 3. Im Hüttenbaue ist es ein weißgrauer schwerer metallischer Kuchen, welcher sich bey der Bleyarbeit von kobaltischen Erzen bey Stechung des Werkes und Bleysteines über dem Werke setzet, und als eine Scheibe oder Kuchen abgehoben werden kann. Diese Speise ist eine Mischung aus Arsenik, Kobalt, Eisen, Kupfer und etwas Silber. 4. Bey den Rothgießern ist die Speise ein vermischtes Metall, besonders aus Kupfer und Zinn, welches auch Glockenspeise genannt wird, weil die Glocken daraus gegossen werden. 5. Die Glaser nennen dasjenige Mengsel aus Zinnasche, Talg und Zinn, womit sie verzinnen, die Kolbenspeise. 6. Bey den Mäurern ist der Mörtel, d.i. der mit Sand vermischte Kalk, in vielen Gegenden unter dem Nahmen der Speise bekannt, wo es zuweilen auch im männlichen Geschlechte üblich ist, der Speis.

Anm. Ich finde keinen begreiflichen Grund, dieses Wort, wie von den meisten geschiehet, als eine Figur des folgenden anzusehen. Der Begriff der Vermischung ist hier vielmehr sehr merklich der herrschende; indessen hat sich doch von dessen erweislichen Verwandten nichts wollen auffinden lassen, man müßte denn das noch in einigen Gegenden übliche Spiauter, Nieders. Spialter, hierher rechnen wollen, welches ein aus Messing und Zinn gemischtes Metall bedeutet. Im Polnischen ist Spiza, ein mit einem andern Metalle vermischtes Kupfer, welches aber aus dem Deutschen entlehnet zu seyn scheinet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 179-180.
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