Unterthan

[929] Únterthan, adv. unter jemandes Gewalt gethan, der höchsten Gewalt eines andern unterworfen. Füllet die Erde und machet sie euch unterthan, 1 Mos. 1, 28. Alles Volk soll dir zinsbar und unterthan seyn, 5 Mos. 20, 11. Ich bin ein Mensch der Obrigkeit unterthan, Luc. 7, 8. Sich jemanden unterthan machen, welches in der Deutschen Bibel häufig vorkommt, wird im Hochdeutschen selten mehr gebraucht, so wie überhaupt dieses[929] Wort in der jetzt gedachten engern Bedeutung von unterworfen und andern Ausdrücken größten Theils verdränget worden. In weiterer Bedeutung von andern geringern Arten der Abhängigkeit ist es noch mehr veraltet, und allenfalls nur noch im gemeinen Leben üblich. Seyd unter einander unterthan, Ephes. 5, 21. Die Weiber seyn unterthan ihren Männern als dem Herren, Ephes. 5, 22; wo doch nach morgenländischer Art die engere und strengste Art der Unterwürfigkeit verstanden werden kann, welche bey unsern abendländischen Sitten nicht Statt findet.

Anm. Schon bey dem Notker undertan. Mir sint dii rich und dii lant undertan, singt auch Kaiser Heinrich unter den Schwäbischen Dichtern. Bey dem Ottfried ist unterthiah, von Thioh, Knecht, gehorsam überhaupt. Es ist eigentlich das Mittelwort von dem veralteten Zeitworte unterthun, unter jemandes Herrschaft und Gewalt, und in engerm Verstande unter dessen höchste, oft willkührliche, Gewalt geben oder thun, subdere, subditus, nach welchen es gebildet zu seyn scheinet. S. auch das folgende, ingleichen Unterthänig.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 929-930.
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