Werk (2), das

[1502] 2. Das Wêrk, des -es, plur. die -e, Diminut. Werkchen, Oberd. Werklein, ein sehr allgemeines Wort, wofür daher in den meisten Fällen bestimmtere üblich sind. Es bedeutet:

1. Eine äußere Handlung in der engsten Bedeutung, eine vollbrachte Verrichtung; am häufigsten in der Theologie und der biblischen Schreibart. Gute Werke, rechtmäßige Handlungen. Ein gutes Werk, ein christliches Werk verrichten. Ein Werk der Liebe, der Barmherzigkeit. Böse Werke. Werke des Fleisches, der Finsterniß u.s.f. in der Deutschen Bibel. Ein christliches Werk vorhaben, zum Abendmahl gehen wollen. Die Werke Gottes, in der Theologie, die Schöpfung, Erhaltung und Regierung der Welt, die Erlösung und Heiligung.

2. Der Zustand, da etwas wirklich gemacht oder hervor gebracht wird; ohne Plural, und nur in einigen einmahl eingeführten R.A. Etwas ins Werk stellen oder richten, es ausführen, bewerkstelligen. Zu Werke richten, im gemeinen Leben für das vorige.

3. Die Arbeit, Anwendung seiner Kraft, auf eine unbestimmte Art, so daß es den Gegenstand und das Product dunkel mit in sich schließet; ohne Plural. Das Werk einstellen. Das angefangene Werk vollenden. Es ist schon im Werke, in der Arbeit, es wird[1502] daran gearbeitet. Das ist nicht Eines Menschen Werk, dazu reichen die Kräfte Eines Menschen nicht hin. Die letzte Hand an das Werk legen. Das Werk liegen lassen. Zum Werke schreiten, gehen, greifen, an das Werk gehen, eine Arbeit anfangen. Das ist mein Werk nicht, ich verrichte dergleichen nicht, und in noch weiterer Bedeutung, ich habe keine Neigung dazu. Complimente sind mein Werk nicht.

4. Ein hervor gebrachtes, zur Wirklichkeit gebrachtes Ding, ein Product. (1) In der weitesten Bedeutung, ohne Unterschied, wie sie sind hervor gebracht worden. So heißen alle endliche Dinge Werke Gottes. Das Werk lobt den Meister. Die Freundschaft ist in den meisten Fällen ein Werk der Natur und des Umganges. Diese Eitelkeit ist das Werk seiner Schmeicheley. Die Vorzüge, welche sie an mir loben, sind ganz ihr Werk, ich habe sie ganz ihnen zu danken. Ein künstliches Werk.

(2) In engerm Verstande, von besondern Arten durch Kunst hervor gebrachter Dinge. (a) Ein Gebäude wird oft ein Werk genannt. Das ganze Werk stehet auf Pfählen. Das neue Werk, ist in vielen einzelnen Fällen, das neue Gebäude. (b) Brustwehren und Gräben zur Vertheidigung. Festungswerke. Werke aufwerfen. Ein Außenwerk, Hornwerk, Kronwerk, u.s.f. Die feindlichen Werke schleifen, die Verschanzungen. (c) Eine künstliche Maschine. Besonders in den Zusammensetzungen, Uhrwerk, Orgelwerk, Fuhrwerk u.s.f. welche, wenn kein Mißverstand zu besorgen ist, auch nur das Werk schlechthin genannt werden. Ein altes Werk. (d) Eine Schrift von einigem Umfange, wie das Lat. Opus. Ein gelehrtes Werk. Ein nützliches Werk schreiben. Luthers Werke, Schriften. (e) Das Gebäude der Bienen in einem Stocke, welches auch das Gewirke heißt. (f) Im Hüttenbaue wird das durch Schmelzen erhaltene Gemisch von allerley Metallen, das Werk genannt. S. Werkbley. (g) In dem Salzwerke zu Halle wird die ganze Arbeit des Siedens, von der Stellung des Herdes an, bis zur Reinigung der Pfanne, das Werk genannt, da denn auch die Quantität Salz, welche dadurch erhalten wird, und welche aus zwey Stücken bestehet, ein Werk heißt. Und so in andern Fällen mehr.

5. Viel Werks aus etwas machen, viel Geräusch, viel Aufhebens.

Anm. Das Wort ist alt, und lautet schon im Kero Werach, bey dem Willeram Wercho, bey dem Ottfried Werk, im Angels. Weorc, im Engl. Work. Es ist mit dem Griech. εργον, und dem Hebr. ארג genau verwandt, S. Wirken. Bey dem Ottfried bedeutet es auch eine Sache, ein Ding: in notlichen werkon, in bedrängten Umständen. In vielen Zusammensetzungen bekommt dieses Wort noch manche andere Modificationen. So bedeutet es in Bergwerk, Hammerwerk, Messingwerk, Farbenwerk, Vorwerk, Ackerwerk, u.s.f. einen Inbegriff mehrerer Anstalten Einer Art; in Feuerwerk, Rauchwerk, Flechtwerk, Holzwerk, Muschelwerk, u.s.f. ist es gleichfalls ein Collectivum, mehrere Dinge Einer Art zu bezeichnen, besonders wenn sie Werke der Kunst sind.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1502-1503.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: