Wissenschaft, die

[1582] Die Wissenschaft, plur. die -en. 1. Der Zustand, da man etwas weiß, Kenntniß, Nachricht davon hat; ohne Plural. Ich habe keine Wissenschaft von der Sache, oder, um dieselbe. Etwas zu jedermanns Wissenschaft bekannt machen, damit jedermann es wisse. Es fängt in dieser Bedeutung an, im Hochdeutschen zu veralten; vermuthlich um der Zweydeutigkeit mit den folgenden Bedeutungen Willen. Im Oberdeutschen ist es noch für Andenken üblich. Denenselben ruhet in gnädigster Wissenschaft, in gnädigem Andenken. 2. Der Inbegriff dessen, was man im engern Verstande weiß, der Inbegriff der klaren und deutlichen Begriffe, welche man hat, besonders die Einsicht in den Zusammenhang allgemeiner Begriffe; auch ohne Plural. Ein Mann von vieler Wissenschaft. Alle seine Wissenschaft verlieren. Auch diese Bedeutung kommt wenig mehr vor. Am häufigsten gebraucht man das Wort noch, 3. Objective, von dem Inbegriffe in einander gegründeter allgemeiner Wahrheiten, wodurch sich die Wissenschaft von der Kunst unterscheidet, indem diese bloß Ausübungssätze, jene aber in einander gegründete allgemeine Wahrheiten enthält. Es gibt demnach so viele Wissenschaften, als allgemeine Wahrheiten, wie Wahrheiten Einer Art, und in einander gegründet betrachtet werden.

Anm. Im Nieders. Wieskup; im Schwed. wetenskap. In den ältesten Oberdeutschen Schriftstellern ist mir dieses Wort nicht vorgekommen, indem sie Chiwizs, Gewizzeda, Chiwizssa, dafür gebrauchen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1582.
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