Italienische Kunst, Literatur und Wissenschaft

[473] Italienische Kunst, Literatur und Wissenschaft. Das älteste gebildete Volk Italiens waren die Etrusker (s. Hetrurien), und schon in sehr frühen Zeiten ließen sich Griechen in Unteritalien, welches daher Großgriechenland genannt wurde, nieder (vergl. Griechenland) und brachten aus ihrer Heimat Gesetze, Wissenschaft und Kunst mit. Der Reichthum, welchen sich die Griechen in diesen Pflanzstädten erwarben, verweichlichte sie jedoch, sodaß sie den mächtig um sich greifenden Römern (vergl. Rom) keinen erfolgreichen Widerstand zu leisten vermochten, und allmälig kam sowol Hetrurien als Großgriechenland unter die Botmäßigkeit der Römer. Das harte röm. Joch erdrückte die Keime der Bildung bei den Völkern, weniger durch directe Verfolgungen, als durch die fortwährenden Kriegsdienste, zu denen die gedemüthigten Völker unter dem Namen von Bundesgenossen gezwungen wurden. Erst als Rom selbst allmälig zur Bildung erwuchs, welches besonders nach der Besiegung Griechenlands der Fall war, konnte auch das übrige Italien wieder geistig emporkommen, doch zog sich Alles, was auf Bildung Anspruch machte, mehr oder weniger nach Rom oder wol auch nach dem griech. Athen, der allberühmten Pflegerin der Künste und Wissenschaften. Alexandrien (s.d.) in Ägypten trat allmälig an die Stelle Athens. Die griech. Bildung, welche so herrlich emporgeblüht war, fand jedoch in Italien nur ein verkümmertes Dasein und konnte in der allgemeinen Entsittlichung nicht zu größerer Vollkommenheit gedeihen. Die geistigen Schätze, welche man mit Griechenland erobert hatte, wurden kaum aufbewahrt und von Niemand wahrhaft verstanden. Die Barbaren, welche über Italien herfielen, vernichteten endlich mit der Römerherrschaft die letzten Spuren alterthümlicher Bildung im ital. Volke.

Die ital. Sprache ist offenbar aus der römischen (lateinischen) hervorgegangen und die Abweichungen, welche ihr eigenthümlich sind, mögen zum Theil echt ital. Ursprungs sein, sofern nämlich von jeher sehr verschiedene Dialekte gesprochen wurden, während das Lateinische als Schriftsprache galt. Aber sehr großen Einfluß auf die Ausbildung des Italienischen haben auch ohne Zweifel die Barbaren gehabt, welche Italien überschwemmten, zum Theil sich festsetzten und mit den Eingeborenen vermischten. Noch im Mittelalter war das Lateinische die Sprache, in welcher vorzugsweise geschrieben wurde und die alle Gebildeten in Italien verstanden. Erst die großen Dichter Dante, Petrarca und Boccaccio brachten die ital. Sprache zu Ehren, indem sie ihre Meisterwerke in ihr schrieben und für ihre Ausbildung sorgten. Das Italienische hieß zum Unterschiede von dem Lateinischen die lingua volgare, d.h. die gemeine oder Volkssprache. Im Italienischen hat sich nun allmälig selbst wieder eine Schriftsprache neben den vielen verschiedenen Dialekten, welche in den verschiedenen Gegenden gesprochen werden, ausgebildet, doch sind auch in diesen einzelne Werke geschrieben worden.

Bis zu Anfange des 13. Jahrh. geschah in Italien wenig zur Förderung der Wissenschaften und Künste. Das Wichtigste, was wir aus früherer Zeit besitzen, sind Geschichtswerke, z.B. von Paul Warnefried. Einzelne Päpste zeichneten sich durch theologische Gelehrsamkeit aus und an sie schlossen sich andere gelehrte Theologen an, welche zum Theil unter den Scholastikern (s.d.) berühmte Namen haben. Zu Salerno erblühten gegen Ende des 10. Jahrh. die medicinischen Wissenschaften und es erschienen nicht unbedeutende medicinische Werke. Auch die Rechtswissenschaften erblühten mit den Freiheiten der Städte, namentlich wurden in dem gelehrten Bologna durch Irnerius die röm. Gesetze erklärt. Gratian begründete das kanonische Recht. Eine eigenthümliche Poesie gab es vor dem 13. Jahrh. in Italien nicht, wol aber fanden Provenzalen und Troubadours wohlwollende Aufnahme. Die Hohenstaufen waren Freunde und Beschützer der Poesie, die sie selbst zum Theil übten, [473] und unter ihrem Schutze bildeten sich in Sicilien Sänger nach dem Muster der Provenzalen.

Im 13. Jahrh. machte Italien ungemeine Fortschritte. Man begann zuerst die lingua volgare zur Schriftsprache zu erheben. In Toscana erwuchs vaterländische Poesie. Guido Guinicelli aus Bologna, Guittone d'Arezzo, Guido Cavalcanti, Ugolino Ubaldini und Andere sind als Dichter zu nennen. Sie Alle überstrahlte aber der große Florentiner Dante Alighieri (s.d.), welcher nicht nur als Dichter, sondern auch um die ital. Sprache unsterbliche Verdienste sich erwarb. In Bologna, Pisa und Florenz wurden Professoren als Erklärer der Divina commedia angestellt. Giovanni Visconti, Erzbischof von Mailand, übertrug sogar die Auslegung des herrlichen Gedichts zwei Theologen, zwei Philosophen und zwei geschichtskundigen Florentinern. Während in dem frühern Jahrhundert die Kreuzzüge das Aufkommen der Wissenschaften zurückgehalten hatten, singen sie nun an, für dieselben förderlich zu werden, indem durch sie der Geist allseitig aufgeregt worden war und sich mannichfaltige Kenntnisse ausgebreitet hatten. Auch um die Wissenschaften hatten sich die Hohenstaufen große Verdienste erworben. Viele Schulen wurden von ihnen gestiftet und ihr Hof war nicht nur für Künstler aller Art, sondern auch für Gelehrte eine Freistätte. Die großen Gegner der Hohenstaufen, die Päpste, namentlich Innocenz III. und IV. und Urban IV., waren ebenfalls hochgebildete Männer, und die Universität Bologna stand in so hohem Flor, daß sie zu Anfange des 13. Jahrh. 10,000 Studirende zählte. Padua, Arezzo, Vicenza, Neapel standen Bologna nicht viel nach. Theologie, Philosophie, Mathematik, Astronomie, Medicin und besonders die Rechtswissenschaften wurden eifrig betrieben. Von mehren der wichtigern Städte wurden Gesetzsammlungen veranstaltet. Auch für Geschichtschreibung wurde gesorgt und gelehrte Männer beschäftigten sich mit dem Alterthume und dessen Schriftwerken. Marco Polo, ein Venetianer, machte am Ende des 13. Jahrh. seine berühmten Reisen, durch welche Europa zuerst nähere Kunde von dem Innern Asiens erhielt. In diesem Jahrhundert lebte auch der Florentiner Cimabue, welcher die später so herrlich sich entwickelnde ital. Malerei begründete.

Nicht geringern Ruhm als Dante erlangte im 14. Jahrh. Petrarca (s.d.), dessen Poesie zwar minder tiefsinnig war, aber nur um so allgemeinere Theilnahme erregte. Auch er erwarb sich große Verdienste um Ausbildung der ital. Sprache. Er fand zahllose Nachahmer, ebenso wie Boccaccio (s.d.), welcher für alle Zeiten Muster reiner und schöner Schreibart in ital. Prosa wurde. Italien war immer mehr zerstückelt worden und die Fürsten und vornehmen Familien, welche in den angesehenen und reichen Städten zur Herrschaft gelangten, setzten ihren schönsten Ruhm darein, als Beschützer und Beförderer der Wissenschaften und Künste gepriesen zu werden. König Robert von Neapel, die della Scala zu Verona, die Gonzaga zu Mantua, das Haus Este zu Ferrara und andere waren auf diese Weise in edlem Wetteifer thätig. Neben Bologna erhoben sich die Universitäten zu Padua, Neapel, Pisa, Pavia. Nachdem man das Papier erfunden, wurden die Meisterwerke alter und neuer Zeit vervielfältigt. Die Gottesgelahrtheit hatte ausgezeichnete Bearbeiter und ebenso die übrigen Wissenschaften. Petrarca und Boccaccio glänzten auch als Gelehrte, besonders auf dem Gebiete der Geschichtsforschung, und Petrarca erwarb sich, wie früher auch Dante, als Philosoph hohen Ruhm. Das Studium der alten Sprachen, besonders der Griechen, wurde durch die genannten beiden großen Männer neu belebt.

Durch die Eroberung Konstantinopels durch die Türken kamen im 15. Jahrh. viele gelehrte Griechen nach Italien welche hier die Kenntniß des griech. Alterthums noch weiter ausbreiteten und beförderten. In Toscana blühte das Haus der Medici, welches an Eifer für Künste und Wissenschaften es allen übrigen Fürsten zuvorthat, obschon es an den Visconti, Este, Sforza, den Herzogen von Urbino, den Markgrafen von Mantua, den Königen von Neapel, an den Päpsten und andern Fürsten eifrige Nebenbuhler hatte. Der mächtigste Hebel zur geistigen Förderung wurde jedoch die Buchdruckerkunst, welche sich schnell ausbreitete und besonders in Italien willkommene Aufnahme fand. Cosmo von Medici hatte zu Florenz eine Platonische Akademie gestiftet, zu welcher Ficinus, der berühmte Übersetzer der Platonischen Schriften in das Lateinische, gehörte. Auch die Musik begann man wissenschaftlich zu betreiben, seitdem Lodovico Sforza zu Mailand eine öffentliche Schule für dieselbe ein. gerichtet hatte. Der Geschichtschreibekunst wendete man besondere Sorgfalt zu, und unter den vielen Geschichtschreibern dieser Zeit zeichnete sich Äneas Sylvius, der nachmals als Papst Pius II. hieß, aus. Daneben machte die Erdbeschreibung rüstige Fortschritte, indem es nicht an Männern fehlte, welche weite und gefahrvolle Reisen unternahmen. Allen ihren Entdeckungen setzte des Genuesen Colombo Auffindung Amerikas die Krone auf. Wenn auch das 15. Jahrh. keinen Dichter, wie Dante, aufzuzeigen hatte, so war es doch reich an Poesie. Lorenzo von Medici, Angelo Ambrogini, die drei Brüder Pulci, Bojardo sind vorzugsweise zu nennen. Auch von ital. Frauen ward die Dichtkunst mit Glück geübt.

Seinen glänzendsten Höhepunkt erreichte der Geist Italiens im 16. Jahrh. bis zur Mitte des 17., dem Zeitalter des Ariosto (s.d.) und Torquato Tasso (s.d.). Auch Sannazar, Berni, Aretino, Bernardo Tasso (der Vater des Torquato), Guarini (der berühmte Verfasser des »Treuen Schäfers«) und Andere sind talentvolle Dichter aus dieser Zeit. Universitäten, Akademien und Bibliotheken mehrten sich; neben Fürsten und Städten begünstigten namentlich die Päpste Julius II., Leo X., Clemens VII., Paul III., Gregor XIII. (der Verbesserer des Kalenders), Sixtus X. und Urban VIII. die Wissenschaften und Künste. Nur die Theologie und Philosophie in Italien wurde durch die in Deutschland ausgebrochene Reformation in ihrer freien Ausbildung gehemmt, indem man, um der von Deutschland ausgehenden Richtung entgegenzuwirken, sich bemühte, starr am Alten festzuhalten. Unter den Vertheidigern der päpstlichen Rechte zeichneten sich Cesare Baronio, unter deren Gegnern Paolo Sarpi vortheilhaft aus. Die Philosophie suchte sich zum Theil von dem Kirchenglauben gänzlich loszumachen; Jordanus Bruno und Cäsar Vanini, die ausgezeichnetsten Philosophen dieser Zeit, mußten aber als Ketzer mit dem Leben büßen, während eine sehr ausgebreitete unwissenschaftliche Freidenkerei sich ungehemmt unter den Gebildeten ausbreitete. Mathematik und Naturwissenschaft machten in dieser Zeit glänzende Fortschritte, indem Männer, wie Bern. Telesius, Jord. Bruno, Th Campanella, Hieron Cardanus und verschiedene [474] Andere, vor Allen Galilei (s.d.), Grimaldi und Torricelli (s.d.) durch ihre geistreichen Forschungen zu unsterblichen Wahrheiten und ewig dankenswerthen Erfindungen gelangten. Auch für die verschiedenen Zweige der Naturgeschichte geschah sehr viel, wie denn 1615 der erste Lehrstuhl für Chemie zu Pisa errichtet wurde. Natürlich machte auch die verwandte Wissenschaft, die Medicin, großartige Fortschritte. Die Rechtsgelehrsamkeit dagegen begann zu sinken. Neben Bentivoglio, Bembo und Andern trat Macchiavelli (s.d.) als ausgezeichneter Historiker auf. Die Staatswissenschaften, das Studium der morgenländischen Sprachen und vorzüglich auch der lat. und griech. Sprache, wurden mit Glück und Eifer angebaut. Man wendete großen. Fleiß auf Aufsuchung und Erklärung röm. Alterthümer, an denen Italien so reich ist.

Um eine Vorstellung von dem regen Leben in Kunst und Wissenschaft, welche sich im 15. und 16. Jahrh. in Italien ausgebildet hatte, zu fassen, muß man sich vor Allen der großen Maler, Bildner und Baumeister erinnern, welche in dieser Zeit lebten. Wir nennen unter den Malern nur Dosso Dossi (1479–1560); Michel Angelo (s.d.) Buonarotti (1474–1564), der auch als Bildhauer und Baumeister ausgezeichnet war; Rafael (s.d.) Sanzio von Urbino (1483–1520); Giulio Romano (1492–1546); Barbarelli (1477–1511); Tiziano (s.d.) Vercelli (1477–576); Caldara, genannt Caravaggio (1495–1543); Robusti, genannt Tintoretto (1512–94); Paul Veronese (1532–88); Antonio Allegri, genannt Correggio (s. d., 1494–1534); Lodovico Carracci (1555–1619), und seine Neffen Agostino (1558–1601) und Annibale (1560–1609); Guido Reni (1575–1642); Albani (1578–1660); Domenico Zampieri, genannt Domenichino (1581–1641), und viele andere könnten noch angeführt werden, die nicht minder unsterblichen Nachruhms genießen. (Vgl. Malerei.) Als Bildhauer sind Donatello, Lorenzo Ghiberti, Michel Angelo (vgl. Bildhauerkunst), als Baumeister vor Allen Bramante (1444–1514), dem Brunelleschi (1377–1444) und Michellozzi vorangegangen war, ferner Peruzzi, Rafael Sanzio, Giulio Romano, Sansovino, Michel Angelo, später Andrea Palladio, zu erwähnen. (Vgl. Baukunst.) Als Bildhauer und Goldarbeiter glänzte im 16. Jahrh. Benvenuto Cellini (s.d.). Auch an ausgezeichneten Componisten und Sängern fehlte es diesem Jahrhundert nicht. Palestrina lieferte großartig schöne Kirchengesänge und 1600 wurde zu Florenz die erste opera buffa aufgeführt.

Nach 1650 hörte Italien auf, ein glänzendes Vorbild für das übrige Europa zu sein. Einerseits glaubte man, um die Kirche in ihrem alten Ansehen zu erhalten, die Regungen des freien Geistes immer mehr unterdrücken zu müssen und andererseits griff eine Sittenverderbniß um sich, welche eine Folge des heimlich sich ausbreitenden Unglaubens war und durch welche der Geist erschlafft und zu großartigen Schöpfungen unfähig wurde. Die kleinen ital. Staaten wurden, wie sie an innerer Kraft verloren, immer mehr ein Spielball der Politik fremder Mächte, und nicht wenig trug zu dieser Schwächung der Umstand bei, daß sich seit der Entdeckung Amerikas und des Seewegs nach Ostindien, der Handel, welcher einst unermeßliche Reichthümer nach Italien führte, immer mehr nach andern Richtungen fortzog. Schon mit Giambattista Marino (1569–1625) und noch mehr durch seine Nachahmer stieg die ital. Poesie von ihrer Höhe herab. Denn obschon Marino selbst noch zu den ausgezeichnetern Dichtern gehörte, so litten doch seine Werke schon an jenen Überladungen, welche stets den Übergang wahrer Poesie in falsche andeuten. Alessandro Tassoni, welcher ein komisches Heldengedicht schrieb, fand nicht eben glückliche Nachahmer. Der Maler Salvator Rosa trat als derber Satiriker auf. Durch franz. Muster gebildet war Francesco Algarotti; der feinfühlende Giuseppe Parini, der fromme Onofrio Menzoni, der witzige Giambattista Casti und Alfieri (s.d.) gehören zu den erfreulichsten Erscheinungen der spätern Zeit. Der Letztgenannte zeichnete sich besonders durch seine Trauerspiele aus und in neuerer Zeit haben Manzoni, Niccolini und Pellico auf diesem Gebiete der Poesie Ruhm erworben. Als der wichtigste. Dichter des 18. Jahrh. ist Metastasio zu nennen, dessen wohlklingende Verse die Tiefe des Gefühls und die Höhe echter Poesie ersetzten. Die aus Frankreich auch über Italien sich ausbreitenden Freiheitsideen regten mehre Dichter auf, welche jedoch nur eines vorübergehenden Erfolges sich erfreuten. Der ausgezeichnetste unter denselben war Monti (1754–1828), der jedoch allen Parteien schmeichelte, welche nacheinander in Italien zu Gewalt gelangten. In neuester Zeit haben die Italiener der Literatur des Auslandes viele Theilnahme geschenkt und besonders fand Walter Scott viele Bewunderer. Manzoni, Rosini, Azeglio lieferten ausgezeichnete Romane; Manzoni und mehre Andere haben auch mit Erfolg die religiöse Poesie wieder aufgenommen.

Unter den Wissenschaften blühten in Italien seit 1650 vorzugsweise diejenigen, welche sich mit dem Alterthume beschäftigen. Alessandro Albani unterstützte dieselben kräftig, obgleich er selbst nicht Schriftsteller war, und Volpi, Facciolati, Forcellini, Morelli, Fabroni, Maffei, Fea, Rosini, Mai und Andere erwarben sich große Verdienste. Bis in die neueste Zeit suchte man besonders auch durch Nachgrabungen Alterthümer zu erlangen und beschäftigte sich mit deren Erklärung. Die Leistungen für Geschichte konnten unter dem Drucke der Zeitverhältnisse nicht bedeutend sein. Sehr erfreuliche Fortschritte haben auch durch Italiener fernerhin die Naturwissenschaften gemacht. Spallanzani, Malpighi, Manfredi, Morgagni und Andere waren für Physiologie thätig, während durch Borelli, Guglielmini, Michelotti und Andere die Arzneiwissenschaft gefördert wurde. Unter den Physikern zeichneten sich durch großartige Entdeckungen Volta (s.d.), Fontana, Berthollet, Cavallo, Galvani (s.d.) und Andere aus, an welche sich in neuester Zeit Amici, Antinori, Nobili und Andere angeschlossen haben. Vorzügliche Mathematiker und Astronomen sind außer einigen der eben genannten Naturforscher Viviani, Cassini, Manfredi, Piazzi, Inghirami und Andere. Zur Aufmunterung und Verbreitung wissenschaftlicher Bildung wirkte die franz. Herrschaft.

Mit großer Vorliebe kehrte man zu den Meisterwerken der Blütezeit ital. Literatur in neuester Zeit zurück und machte die ital. Sprache selbst zum Gegenstande wissenschaftlicher Forschung. Welt-, Literatur- und Kunstgeschichte haben in Italien tüchtige Bearbeiter gefunden. Die Geographie wurde durch Entdeckungsreisen in noch unbekannte Gegenden und treffliche Werke bereichert; vor Allen leuchten Adrian Baldi's [475] Verdienste hervor. Noch mehr als die Wissenschaften haben seit länger als einem Jahrhundert die Künste in Italien daniedergelegen. Unter den gegenwärtig noch lebenden Malern sind die ausgezeichnetsten Camuccini in Rom, Benvenuti in Florenz und Andere. Nur die Musik hat in Italien an allgemeiner Theilnahme und lebhafter Pflege gegen früher nicht verloren. Seit 1600 wurde die Oper mit ungemeinem Eifer ausgebildet. Es fehlte weder an ausgezeichneten Componisten, noch an gefeierten Sängern und Musikern. (S. Musik.) Wir erwähnen hier nur der neuern Componisten: Cimarosa, Niccolini, Salieri, Spontini, Rossini, Generali, Mercadante, Bellini, Donizetti, Righini, Cherubini; der Sängerinnen: Catalani, Pasta, Malibran, Palazzesi; des großen Violinspielers Paganini u.s.w. Man rühmt an der ital. Musik Melodienreichthum, Pracht, Wohllaut, und tadelt an ihr Vernachlässigung der Harmonie, Mangel an Tiefe, Vernachlässigung der Instrumentalmusik, Weichlichkeit, Üppigkeit u.s.w. Die ital. Baukunst war seit dem 17. Jahrh. von ihrer frühern Größe tief herabgesunken und kehrte erst in neuerer Zeit zu einem durch die Muster der Alten gebildeten bessern Geschmack zurück. Die Bildhauerkunst theilte das Schicksal der Baukunst und wurde nur erst durch Canova (s.d.) zu der ihr eigenthümlichen Würde zurückgeführt.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 473-476.
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