Bologna

Bologna

[283] Bologna, eine der ältesten Städte Italiens und nach Rom die erste Stadt im Kirchenstaate, liegt am Fuße der Apenninen in einer höchst fruchtbaren Gegend an den Flüssen Reno und Savena und an einem in den Po führenden Kanale.

B. zählt 65,000 Einw., darunter viel alten und reichen Adel. Die Stadt besitzt im Ganzen ein ernstes Ansehen, und bedeckte Säulengänge, die sich fast durchgängig an beiden Seiten der Straßen befinden, machen diese etwas einförmig; für die Bequemlichkeit der Fußgänger ist dadurch aber aufs Beste gesorgt; auch zeichnen sich ganze Reihen durch schöngerundete Bogen und zierliche Säulen vortheilhaft aus. Von vielen merkwürdigen Gebäuden sind zu erwähnen der Rathspalast auf dem Hauptplatze der Stadt, wo sich auch ein Springbrunnen mit einer berühmten bronzenen Bildsäule Neptun's, der Justizpalast oder der sogenannte Palast des Königs Enzio (s.d.) und die Domkirche zum h. Petronius befinden. Unter den 73 übrigen Kirchen zeichnen sich mehre durch ihre Bauart und durch reiche Kunstschätze aus, an denen B. überhaupt in öffentlichen und Privatsammlungen einen großen Reichthum besitzt. Eine besondere Merkwürdigkeit B.'s sind die uralten, hier umstehend abgebildeten schiefen Thürme Asinelli und Garisenda, von denen ersterer über 300 F. hoch und kaum über 20 F. breit, sich völlig freistehend stolz und schlank erhebt und oben über 3 F., der andere bis auf 144 F. abgetragene aber oben über 8 F. von seiner senkrechten Stellung abweicht.

B. ist die Hauptstadt einer Delegation des Kirchenstaats und Sitz eines päpstlichen Statthalters und eines Erzbischofs. Seine ansehnlichen Manufacturen und Fabriken liefern seidene, leinene und Glaswaaren, künstliche Blumen, musikalische Instrumente u.s.w.; berühmt sind auch die hier bereiteten Macheroni, Schinken und Würste, und B. heißt daher nicht umsonst »die Fette«, welchen Beinamen es aber vorzüglich seiner fruchtbaren Umgebung verdankt. In frühern Zeiten war B.'s seit dem 5. Jahrh. blühende Universität die [283] Hauptnahrungsquelle der Stadt; sie wurde die Heimat der Wissenschaften, als im übrigen Europa noch Unwissenheit herrschte und soll zu Zeiten über 6000 Studirende gezählt haben, deren Anzahl jetzt bis auf 300 herabgesunken ist. Am berühmtesten waren seit dem 11. Jahrh. die hiesigen Rechtslehrer, allein auch die Künste blühten hier seit dem 12. Jahrh. und im 16. Jahrh. stifteten die berühmten Meister Caracci, Guido Reni, Domenichino und Albano in B. eine besondere Schule. Mit der Universität ist seit 1714 das vom Grafen Fern. Marsigli 1709 gestiftete sogenannte Institut der Wissenschaften vereinigt, welches in einem prächtigen Gebäude eine große Bibliothek, eine Sternwarte, Malerakademie und Kunst-und wissenschaftliche Sammlungen vereinigt. Eine halbe Stunde von B. liegt auf einem Vorberge der Apenninen die als Wallfahrtsort berühmte Kirche der Madonna des h. Lukas mit einem alten, dem Evangelisten Lukas zugeschriebenen Bilde, zu welcher von der Stadt aus ein Arkadengang von 650 Bogen führt. In der Umgegend von B. wird der Bologneserspath oder sogenannte bononische Stein gefunden, welcher in vorzüglichem Grade die allgemeine Eigenschaft der Schwerspathe besitzt, das Sonnenlicht einzulangen und dann im Dunkeln einige Zeit zu leuchten; am stärksten geschieht dies, wenn er pulverisirt, mit Leinöl durchknetet und geglüht worden ist. Die früher als Schooshunde beliebten bologneser Hunde, eine Art Pudel, wurden in B. zuerst gezogen und abgerichtet.

B. erhielt schon von Karl dem Großen die Vorrechte einer freien Stadt und behauptete dieselben bis 1513, wo es, der Alles zerrüttenden Bürgerkriege müde, sich dem päpstlichen Stuhle unterwarf, allein seine eigenthümliche Verfassung bis zur franz. Revolution behielt. Durch diese kam es zur ital. Republik, dann zum Königreich Italien und 1815 wieder zum Kirchenstaate. Die Aufstände, welche im Febr. und Dec. 1831 in B. ausbrachen, standen mit gleichzeitigen Bewegungen im übrigen Italien (s.d.) in Verbindung.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 283-284.
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