Bologna [3]

[184] Bologna (spr. -lonnja), Giovanni (gewöhnlich da B. genannt, eigentlich Jean Boulogne), fläm. Bildhauer und Architekt, geb. 1524 in Douai, gest. 1608 in Florenz, begab sich um 1540 nach Antwerpen, wo er die Bildhauerkunst bei Jacques Dubroeucq erlernte, und 1551 nach Italien, wo er bis an sein Ende blieb und eine umfangreiche Tätigkeit als Bildner in Bronze und Marmor entfaltete. Nach kurzem Aufenthalt in Rom, wo er den Einfluß Michelangelos erfuhr, ging er nach Florenz und trat hier 1561 in die Dienste des Großherzogs Cosimo I. 1563 wurde er von Papst Pius IV. nach Bologna berufen, wo er bis 1567 sein Hauptwerk, den Neptunsbrunnen, ausführte. Unter seinen zahlreichen übrigen Arbeiten sind die hervorragendsten: die Tugend, das Laster fesselnd (Marmor, Bargello in Florenz); die Bronzefigur des schwebenden Merkur von 1572, ebendaselbst (s. Tafel »Bildhauerkunst X«, Fig. 9); der Raub der Sabinerin, von 1583, in Marmor, in der Loggia dei Lanzi zu Florenz (Fig. 1); die Reiterstatue Cosimos I. auf dem Platz der Signoria in Florenz (1594); Gruppe des Okeanos und der drei Stromgötter auf der von ihm angelegten Insel im Garten Boboli; Herkules und der Kentaur in der Loggia dei Lanzi; die Bronzereliefs für die Haupttür des Domes in Pisa und die Reiterstatue Ferdinands I. auf dem Annunziataplatz in Florenz. Er verband die Kühnheit Michelangelos mit einer geläuterten, wenn auch etwas oberflächlichen Formengebung und war besonders hervorragend in der Eleganz und dem Schwunge des Aufbaues bewegter Gruppen. Vgl. A. Desjardins, La vie et l'œuvre de Jean Bologne (Par. 1884, Prachtwerk).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 184.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: