Douai

[145] Douai (spr. du-ä), Arrondissementshauptstadt im franz. Depart. Nord, an der kanalisierten Scarpe, Knotenpunkt an der Nordbahn, ist von Festungsmauern aus dem 15. und 16. Jahrh. umgeben, die aber in den 1890er Jahren niedergelegt wurden, hat mehrere schöne Kirchen (Notre Dame, mit einem berühmten, aus der Abtei Anchin stammenden Altarblatt, St.-Jacques, St.-Pierre), ein gotisches Stadthaus (aus dem 15. Jahrh.) mit 40 m hohem Turm, einen Justizpalast aus dem 18. Jahrh., zwei Hospitäler, ein Arsenal und ein Theater. Die Einwohner, deren Zahl sich auf (1901) 26,407 (im Gemeindegebiet auf 33,649) beläuft, betreiben Fabriken für Maschinen, Ackerbaugeräte, Feilen, Zucker, Chemikalien, Öl, Flaschen, ferner Schiffbau, Spinnereien, Gerbereien und Bierbrauereien sowie lebhaften Handel mit Getreide, Kohlen, Flachs, Ölsaat etc. D. hat ein Lyzeum, eine Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt, ein College der englischen Benediktiner, Musik-, Zeichen-, Bau-, Ackerbau- und Artillerieschule, Gemäldegalerie, ein naturhistorisches und Altertumsmuseum, eine Bibliothek von 80,000 Bänden, einen botanischen Garten, Handelskammer, Bankfiliale und Börse. Auch ist es Sitz eines Appellhofs und Geburtsort der Bildhauer Giovanni Bologna, dem hier ein Denkmal errichtet wurde, und Bra, der Schriftstellerin Desbordes, des Ministers Calonne u.a. – An der Stelle von D. stand einst ein Schloß, das Castrum Duacense. Die Stadt befand sich während des Mittelalters in größter Blüte. Sie gehörte zuerst den Grafen von Flandern, dann den Herzögen von Burgund und bildete nach deren Aussterben 1477 einen Teil der spanischen Niederlande. Unter Ludwig XIV. 1667 ward D. von den Franzosen erobert und ihnen im Aachener Frieden 1668 abgetreten. 1710 von den Alliierten unter Marlborough nach einer zweimonatigen Belagerung genommen, wurde es 1712 von Villars von neuem erobert. 1714 wurde es zum Sitz des Parlaments von Französisch-Flandern bestimmt. Vgl. Duthilloeul, D. ancien et nouveau (Douai 1860); Espinas, Les finances de la commune de D., des origines an XV. siècle (Par. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 145.
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