Calonne

[706] Calonne (spr. -lonn'), Charles Alexandre de, franz. Finanzminister, geb. 20. Jan. 1734 in Douai, gest. 30. Okt. 1802, wurde Advokat in Artois, dann Generalprokurator in seiner Vaterstadt, Maître des requêtes und Intendant. 1783 wurde er zum Generalkontrolleur des Schatzes (Finanzminister) befördert. Geistreich, aber frivol, suchte er den zerrütteten Finanzen des Staates durch Glanz und Verschwendung Kredit zu verschaffen, richtete sie aber vollends zu Grunde. Die Schuldenmasse vermehrte sich um 400 Mill. Fr., die Steuerlast jährlich um 21, das jährliche Defizit stieg auf 198 Mill. Fr. Als C. vor dem Staatsbankrott stand, setzte er im Februar 1787 die Einberufung der Notabeln durch, welche die Besteuerung des Adels und der Geistlichkeit beschließen und dadurch neue reiche Einnahmequellen eröffnen sollten. Indes diese nahmen die schlechte Verwaltung Calonnes zum Vorwande, jede Reform abzulehnen; C., auch von Marie Antoinette bekämpft, mußte in die Verbannung gehen und heiratete in London eine 60jährige reiche Engländerin, die seinem eignen Vermögen wieder aushalf. Er wurde der einflußreichste Ratgeber des emigrierten Grafen von Artois, den er gegen die Königin und deren Gemahl, Ludwig XVI., aufzustacheln suchte. Von Bonaparte erhielt er 1802 die Erlaubnis zur Rückkehr nach Paris. Von seinen Schriften hat nur das »Tableau de l'Europeen novembre 1795« Interesse.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 706.
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