Artois

[831] Artois (spr. artŭa, deutsch Atrecht), ehemalige Provinz (Grafschaft) im nordwestlichen Frankreich, gehört jetzt größtenteils zum Depart. Pas-de-Calais (s. d.). Hauptstadt ist Arras. – A., das Land der Atrebaten, wurde erst von den Römern, im 5. Jahrh. von den Franken erobert und kam durch die Heirat von Karls des Kahlen Tochter Judith mit dem Grafen Balduin Eisenarm 863 an Flandern. Philipp, Graf von Flandern, gab A. 1180 seiner Nichte Isabella von Hennegau, der Gattin Philipps II. August von Frankreich, zur Mitgift. 1237 erhob Ludwig IX. A. zu einer Grafschaft für seinen jüngern Bruder, Robert. Später kam A. durch Heirat an das Herzogtum Burgund. Nach dem Tode Karls des Kühnen (1477) nahm Ludwig XI. von Frankreich auch A. in Anspruch und erhielt es im Frieden von Arras (1482) zugesprochen. Allein im Frieden zu Senlis (1493) fiel es nebst der übrigen Mitgift Margaretas von Österreich (Tochter Kaiser Maximilians) an Österreich zurück und teilte von da an die Schicksale der österreichisch-spanischen Niederlande. Im Pyrenäischen Frieden (1659) mußte Spanien fast ganz A. an Frankreich abtreten. In der Folge ward durch die Friedensschlüsse von Nimwegen, Rijswijk und Utrecht Frankreich der Besitz der ganzen Grafschaft A. bestätigt und diese mit der Picardie zu einem Generalgouvernement vereinigt. Ludwig XV verlieh seinem dritten Enkel, Karl Philipp, den Titel eines Grafen von A., den derselbe bis zu seiner Thronbesteigung als Karl X. (1824) führte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 831.
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