Arras

[810] Arras (spr. arrā oder arráß), Hauptstadt des franz. Depart. Pas-de-Calais, 67 m ü. M., an der schiffbaren Scarpe (Nebenfluß der Schelde), Knotenpunkt an der Nordbahn, ist Festung ersten Ranges und regelmäßig, bereits in flämischem Charakter gebaut. Unter den Bauwerken sind die neue Kathedrale, die ehemalige Benediktinerabtei St. Waast und das Rathaus mit schönem Turm hervorzuheben. A. zählt (1901) 25,552 Einw. Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Spitzen, Strumpfwaren, Rübenzucker, landwirtschaftlichen Maschinen und auf Bierbrauerei. Der Handel mit Getreide und Öl ist ansehnlich. A. ist Bischofssitz, hat ein Handelsgericht, ein Collège, eine Normalschule, eine Bibliothek (50,000 Bände) und ein Museum. – A., die Hauptstadt des keltischen Volkes der Atrebaten, hieß Nemetocenna (Nemetacum), später Atrebatae und ward 407 von den Vandalen zerstört. In der Folge Hauptstadt der Grafschaft Artois, kam es mit dieser an Burgund. Hier wurde 4. Sept. 1414 der Friede zwischen Burgundern u. Armagnacs, im Oktober 1419 das Bündnis zwischen König Heinrich VI. von England und Herzog Philipp dem Guten von Burgund und endlich 21. Sept. 1435 der Friede zwischen dem letztern Fürsten und Karl VII. von Frankreich, auch 23. Dez. 1482 der Friede zwischen Ludwig XI. und den niederländischen Ständen geschlossen, in dem A. an Frankreich abgetreten ward. 1493 fiel jedoch die Stadt wieder an Österreich und blieb in dessen Besitz bis 1640, wo die Franzosen A. eroberten. Am 6. Jan. 1579 hatten hier die belgischen Provinzen Artois, Hennegau und Welschflandern einen Bund zur Verteidigung der katholischen Lehre geschlossen, aus dem die Trennung der südlichen Niederlande von den nördlichen hervorging. Im Pyrenäischen Frieden 1659 blieb A. bei Frankreich und wurde unter Ludwig XIV. von Vauban als Festung ausgebaut. A. ist der Geburtsort der Brüder Robespierre. Vgl. Lecesne, Histoire d'A. jusqu'en 1789 (Arras 1880, 2 Bde.); Derselbe, A. sous la Révolution (das. 1882–83, 3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 810.
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