Springbrunnen

Springbrunnen

[257] Springbrunnen oder (franz.) Fontainen sind Druckwerke, durch welche ein Wasserstrahl zu einer ansehnlichen Höhe emporgetrieben wird.

Wenn man in eines von zwei offenen, miteinander in Verbindung stehenden Gefäßen Wasser gießt, so dringt dieses auch in das andere, und steigt in diesem empor bis es in ihm dieselbe Höhe hat wie im ersten. Ist das zweite Gefäß gegen das erste sehr klein, so wird das Wasser über die Mündung desselben hinausgetrieben, und zwar um so mächtiger, je höher das erste Gefäß gegen das zweite ist. Auf diese Weise entsteht ein springender Wasserstrahl, und derselbe würde ganz bis zu der Höhe des Wassers in dem ersten Gefäße aufsteigen, wenn nicht bei seiner Bewegung das Wasser sowol im Gefäße als in der Luft, die es zu durchdringen hat, eine Reibung oder einen Widerstand erführe, welche es etwas verzögert. Stellt in der beistehenden Figur A ein Wasserbehältniß vor, in welchem durch ununterbrochenen Zufluß das Wasser stets in der Höhe BC sich hält, und gehen aus dem Gefäße bei D, K, F, G Röhren aus, welche an ihrem Ende offen und nach oben umgebogen sind, so springt aus diesen das Wasser (abgesehen von der erwähnten Reibung) in Strahlen bis in die Höhe von BC. Derartigen Springbrunnen sind die artesischen Brunnen (s.d.) zu vergleichen. Zu einer bedeutendern Höhe, als diejenige des Wassers im Behälter, kann man den Strahl emportreiben, wenn man auf die Oberfläche des Wassers im Behälter noch einen andern Druck wirken läßt, etwa auf ähnliche Weise wie der Kolben gegen die Flüssigkeit in einer Spritze wirkt. Als Beweger der Flüssigkeit durch Druck kann auch zusammengepreßte Luft oder Wärme benutzt werden. – Eine bekannte Spielerei sind die Heronsbälle, die aus einer metallenen oder gläsernen hohlen Kugel bestehen, in welche eine offene Röhre bis ziemlich auf die entgegenstehende Wand der Kugel hineinreicht. Erwärmt man diese Kugel, so verdünnt sich die Luft in ihr und entweicht zum Theil; taucht man dann die Spitze der Röhre in ein Gefäß mit Wasser, so saugt sie so lange Wasser ein, bis die noch in der Kugel befindliche Luft durch das eindringende und sie zugleich abkühlende Wasser wieder auf die Dichtigkeit der atmosphärischen Luft zurückgebracht ist. Bläst man nun mit dem Munde noch eine Quantität Luft durch die Röhre in die Kugel, so sammelt sich dieselbe über dem Wasser und wird durch dasselbe abgehalten, wieder durch die Röhre zu entweichen. Auf diese Weise erlangt jedoch die Luft in der Kugel eine höhere Spannkraft als die der atmosphärischen Luft ist, sucht sich folglich auszudehnen und bewirkt durch diesen Druck, daß das Wasser aus der Röhre spritzt. Man kann das Springen auch bewirken, wenn man den mit Wasser gefüllten Ball erwärmt; durch die Wärme dehnt sich die zurückgebliebene Luft aus und drückt das Wasser durch die Röhre. Eine etwas complicirtere, aber ganz auf demselben Princip beruhende Maschine ist der Heronsbrunnen. Beide Maschinen haben den Namen von ihrem Erfinder Heron, welcher 120 I. v. Chr. zu Alexandrien lebte. – Ein Beispiel eines hohen Springbrunnens ist der zu Herrnhausen bei Hanover, bei welchem ein 11 Zoll dicker Wasserstrahl 120 F. hoch getrieben wird.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 257.
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