Nordamerikanische Literatur

[282] Nordamerikanische Literatur. Bis zum Beginn des Unabhängigkeitskrieges ist die N. L. mit der engl. eng verknüpft; sie zeigt in der die Kolonialzeit umfassenden ersten Periode (1620-1765) nur geringe Spuren nationaler Eigentümlichkeit (Gedichte von Anne Bradstreet, 1650; das Drama »The prince of Parthia«, 1765 von Godfrey; theol. Schriften, Reisebeschreibungen; die polit. und moralischen Schriften B. Franklins). In der zweiten Periode (1765-1800) entwickelte sich mit dem regen polit. Leben bes. die Tagesliteratur (Otis, Dickinson, Pickering), die Staatswissenschaften (Jefferson, Hamilton) und die Geschichtschreibung (Holmes); auch die geogr. Werke dieser Zeit (von Cower, Lewis etc.) sind wertvoll. Dagegen hatte die schöne Literatur nur wenig Vertreter: Freneau, den Dichter des Unabhängigkeitskrieges, die Epiker Trumbull und Dwight, Barlow, den Verfasser der »Columbiad«, die Romanschriftsteller Brown und Brackenridge, dieser auch Lyriker, und den Humoristen und Satiriker Hopkinson. Die bis zur Gegenwart reichende dritte Periode, in der erst ein selbständiges nationales Geistesleben sich zeigt, ist sehr reich an Produkten der lyrischen Poesie; obenan steht Bryant, neben ihm sind Longfellow, Dana, Percival, Halleck, Morris, Poe, Whittier, Lowell, O. W. Holmes, Leland, Stedman, Whitman, Aldrich Halpine (O'Reilly) u.a., die Dichterinnen Geschwister Cary, Howe, Osgood, Jackson hervorragend; das Epos ist fast gar nicht (außer Longfellows »Hiawatha«), das Drama äußerst gering (Boker, Payne, Willis) vertreten; als Übersetzer fremder Dichtungen ragen Longfellow, Brooks, Taylor (Goethes »Faust«), Leland u.a. hervor. Am erfolgreichsten ist der Roman angebaut worden, vor allen durch IrvingKnickerbockers«, »Sketch Book«), dem Paulding, Drake, Halleck sich anschließen; Cooper fand mit seinen Kulturromanen zahllose Nachahmer: Catherine Sedgwick, Simms; als Sittenschilderer ragt Hawthorne hervor, dem E. A. Poe nahe steht; ferner zeichneten sich in dieser Richtung aus: Bret Harte, Harriet Beecher-Stowe (»Uncle Tom's cabin«), Miller, Eggleston, James, Howells, Elisabeth Stuart Phelps, Bellamy, H. James, Parker, H. Frederic etc.; in Kindergeschichten bes.: Luisa May Alcott, Francis Eliza Burnett und John Habberton; als Vertreter der spezifisch amerik. Form der humoristischen Erzählung: Seba SmithMajor Jack Downing«), Shillaber, Prentice, Derby, Browne, Shaw, Hale, Warner, Aldrich und bes. Clemens (Mark Twain). Als Geschichtschreiber sind bedeutend: George Bancroft, Prescott, Motley, Parkman, Hildreth, Schouler, Fiske, Winsor, Wilson, Draper, Curtis, Taylor u.a.; als Literaturhistoriker: Tuckermann, Griswold, Hart, E. A. und G. L. Duyckinck u.a.; als Biographen: Irving, Sparks, Greene, Quincy u.a. Die Philosophie mehr in der populären Form munterer Plaudereien kultiviert, ist vertreten durch Emerson, Holmes, Thoreau u.a.; die Philologie durch Webster, Bartlett, Whitney, Gallatin etc.; die Theologie durch Channing, Worcester etc.; die Geographie, insbes. die Reisebeschreibung, durch Taylor, Frau Harriet Beecher-Stowe, Audubon, Brace, Curtis, Squier, Stanley, Lathrop, Kennan u.a. – Vgl. Nichol (engl., 1882), Knortz (2 Bde., 1891), »Library of Americain literature« von Stedman und Hutchinson (11 Bde., 1888-90), Wendell (engl., 1901), Trent (engl., 1902), Stedman (»Anthology«, 1900).

Deutsch-amerik. Literatur. Die ersten Anregungen dazu sind teils religiösen, teils polit. Charakters. 1739 erschien die erste deutsch-amerik. Zeitung. Von Schriftstellern und Dichtern sind hervorzuheben: Therese A. L. Robinson (Talvj), F. Kapp, Mathilde Annecke, bes. als Lyriker K. Krez, K. Heinzen, Zündt, Knortz, Reitzel, Edna Fern, M. Drescher, Nies, Terberg, während das Drama wenig vertreten ist; an der Novellistik beteiligten sich unter andern: Klauprecht, R. Dilthey, F. und R. Lexow, B. Möllhausen etc. – Vgl. Zimmermann (Chicago 1892).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 282.
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