Mantua

[47] Mantŭa, ital. Mantova, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz des lombard.-venet. Königreichs, eine durch ihre Lage starke Festung, indem sie theils von einem durch den Mincio gebildeten See, theils von weitläufigen Morästen umgeben und nur auf schmalen Dämmen und Brücken zugänglich, im Sommer aber deshalb auch sehr ungesund ist, hat 25,500 Einw. und ist durch den See von den Vorstädten, sowie von der östl. gelegenen Citadelle di Prato und dem südl. Fort S.-Giorgio getrennt, aber mit beiden durch Brücken in Verbindung gesetzt. Die Straßen sind breit und gerade, von den öffentlichen Plätzen mehre schön und groß, und der Virgilsplatz oder Piazza di Virgilio durch eine Marmorsäule geziert, welche die eherne Büste dieses röm. Dichters trägt, die sonst in dem 11/2 St. abgelegenen Dorfe Pietola, seinem im Alterthume Andes genannten Geburtsorte, stand. Von öffentlichen Gebäuden sind der ehemalige herzogl. Palast, die ehemalige Franziskaner- und die ehemalige Jesuitenkirche mit einem zur Sternwarte eingerichteten Thurme und der in Gestalt eines T gebaute und darum del Te genannte kön. Palast merkwürdig, welcher außerhalb der Stadt liegt und berühmte Frescogemälde von Giulio Romano, einem 1546 hier gestorbenen Schüler von Rafael enthält, jetzt aber zum Theil als Kaserne dient. M. ist der Sitz der obersten Provinzialbehörden, einer 1625 gestifteten Universität, einer Akademie der Wissenschaften und Künste und anderer Bildungsanstalten, auch werden einige Fabriken, z.B. in Seide und Leder, Schiffbau und Handel betrieben. Schon zu den Römerzeiten blühten in M. die schönen Künste, das nach dem Sturze der röm. Herrschaft das allgemeine Loos des Landes theilte, im 10. Jahrh. aber deutsches Lehn ward. Nach mancherlei Umwälzungen bemächtigte sich 1328 die Familie Gonzaga der Gewalt, vertrug sich mit dem deutschen Reiche, erwarb benachbarte Gebiete und Karl V. ertheilte 1530 einem ihrer Nachkommen die Herzogwürde. Als diese Linie 1627 ausstarb, kam eine franz. Nebenlinie 1631 zur Regierung, in dem vorher deshalb geführten mantuanischen Erbfolgekriege aber wurde 1630 M. von den Kaiserlichen erstürmt und geplündert und hat seitdem auch seinen frühern Wohlstand nicht wieder erreicht. Da der letzte Herzog Karl IV. im span. Erbfolgekriege die franz. Partei nahm, ward er in die Reichsacht erklärt und das Herzogthum M. nach seinem erbenlosen Tode von Östreich 1713 eingezogen, das es zwar in den Revolutionskriegen an Frankreich verlor, 1814 aber wiedererhielt. – Unter dem Namen mantuanisches Gefäß ist der Kunstwelt ein großer Onyx von 6 Zoll Breite und 21/2 Zoll Stärke bekannt, der zu einem antiken Gefäß von sehr gefälliger Form mit zwölf Figuren in erhabener, höchstvollendeter Arbeit geschnitten ist. Ein kais. Soldat erbeutete dasselbe 1630 bei der obenerwähnten Plünderung von M., verhandelte es für 100 Dukaten an den Herzog Albrecht von Sachsen-Lauenburg und Vermächtnisse brachten es an das Haus Braunschweig. Es wurde zwischen 60,000 und 150,000 Thlr. geschätzt und im herzogl. Museum zu Braunschweig verwahrt, während der franz. Kriege aber anderwärts in Sicherheit gebracht und soll sich seit 1830 im Besitz des damals vertriebenen Herzogs Karl befinden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 47.
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