Mansfeld

[46] Mansfeld hieß eine ehemalige Grafschaft des obersächs. Kreises, die 19 ! M. mit 59,000 Einw. und vorzüglich wichtigen Bergbau besaß, wegen tiefer Verschuldung aber seit 1570 von Kursachsen und Magdeburg verwaltet wurde, bis 1780 die männliche Linie der Grafen von Mansfeld erlosch und die Grafschaft an Brandenburg und Sachsen als Lehn heimfiel. Im J. 1814 kam sie ganz an Preußen und ihr Gebiet ist jetzt zum mansfelder See-, mansfelder Gebirgs- und fangerhäuser Kreise der Provinz Sachsen geschlagen. – Die Grafen von M. gehörten zu den ältesten gräflichen Häusern in Deutschland, führten ihren Namen von dem alten Schlosse M., von dem nur noch die Schloßkirche vorhanden ist und das auf einem Berge bei der Stadt M. oder Thal-M. im mansfelder Gebirgskreise liegt. Sie blühten zuletzt noch in zwei Hauptlinien: der eislebischen und protestantischen, welche 1710 erlosch, und der katholischen, von welcher Heinr. Paul Franz, der letzte Graf von M. und Fürst von Fondi im Königreiche Neapel, 1780 ohne männliche Erben starb und dessen einzige Tochter die Allodialgüter (s. Allodium) ihres Hauses durch Heirath an die fürstliche Familie Colloredo brachte, die davon Colloredo-Mansfeld heißt. – Ein berühmter Held des dreißigjährigen Kriegs war Peter Ernst von M., der natürliche Sohn des 1604 gestorbenen Statthalters von Luxemburg und Brüssel, Peter Ernst, Graf von M., der auch die reichsfürstliche Würde erhalten hatte. Jener Ernst von M. leistete Kaiser Rudolf II. so wichtige Dienste, daß ihn dieser legitimirte, als ihm jedoch die versprochene Würde und die Güter seines Vaters in den Niederlanden später vorenthalten wurden, trat er 1610 zur Union (s. Dreißigjähriger [46] Krieg) der evangelischen Fürsten und zur reformirten Kirche über und zeigte sich als einen der gefährlichsten Gegner der Kaiserlichen. In Böhmen focht er 1618 und nachher am Rhein für den geächteten Kurfürsten Friedrich von der Pfalz und unternahm endlich, von franz. und engl. Hülfsgeldern unterstützt, 1626 einen Zug ins Herz der östr. Staaten. Obgleich er anfangs am 25. Apr. 1626 bei Dessau von Wallenstein geschlagen wurde, drang er doch durch Schlesien und Mähren nach Ungarn vor, um von da, mit dem Fürsten von Siebenbürgen, Bethlen Gabor, vereinigt, ins Östreichische einzufallen. Da dieser ihn aber im Stiche ließ, verabschiedete M. seine Söldner und wollte über Venedig nach England gehen, erkrankte aber in einem Dorfe in Dalmatien und starb völlig gerüstet und stehend, auf zwei seiner Offiziere gestützt, in welcher Haltung er den Tod erwartet hatte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 46-47.
Lizenz:
Faksimiles:
46 | 47
Kategorien: