Dalmatien

[497] Dalmatien (das Königreich), der südlichste Theil der östr. Monarchie, ist ein schmales Küstenland mit zahlreichen Inseln am östl. Gestade des adriatischen Meeres, gegen O. vom türk. Gebiete begrenzt, das auch an zwei schmalen Stellen D. durchschneidet und bis zum Meere reicht, und hat auf 228 ! M. gegen 375,000 Einw. Der Name D. haftet seit den ältesten Zeiten an diesem Küstenlande, das bis 170 v. Chr. eine Provinz des damals von den Römern eroberten Königreichs Illyrien ausmachte, jedoch dauernd den Römern erst 135 Jahre später unterworfen wurde und ihm die besten Soldaten, sowie, seit das Heer über den Thron verfügte, auch mehre Kaiser gab. Dahin gehört namentlich Diocletian, der nach freiwilliger Niederlegung seiner Würde im I. 305 in sein Vaterland zurückkehrte und bei Salona in einem Palaste lebte, aus dem die jetzige Stadt Spalatro entstanden ist. Später gehörte D. zum weström. Reiche, wurde 489 von den Ostgothen, nachher von den Avaren (s.d.) unterworfen, welche im 7. Jahrh. von den Slawen vertrieben wurden, die das Christenthum annahmen und noch die Mehrzahl der Bewohner ausmachen. Abend- und Morgenland übten nun wechselnd ihren Einfluß auf D. aus, das im 10. Jahrh. zu dem damaligen Königreiche Kroatien, im 11. Jahrh. zu Ungarn gehörte, nachher aber in Folge seiner Verbindungen mit dem Freistaate Venedig sich bewogen fand, sich zum Theil unter dessen Schutz zu begeben und nun eine Zeit lang Herzogthum hieß. Allmälig brachte Venedig den größten Theil des Landes an sich, verlor indessen Einiges wieder an die Türkei, das Ganze jedoch erst mit seiner Selbständigkeit im Frieden von Campo Formio, wo D. an Östreich kam, von dem es zwar 1806 wieder an Frankreich abgetreten und nun zu dem von Napoleon erneuerten Königreiche Illyrien geschlagen wurde, jedoch 1814 an Östreich zurückfiel.

Dürre, steile Kalkgebirge, welche als die südl. Verzweigungen der Alpen zu betrachten sind, durchstreichen das Land der Länge nach, erheben sich besonders schroff gegen W. und sind nur tiefer im Lande reich bewaldet, hier aber grade wenig zugänglich, wie denn überhaupt erst in neuester Zeit Landstraßen in D. angelegt worden sind. Aa Bewässerung ist durchaus Mangel und von den unbedeutenden Küstenflüssen sind die ihrer Wasserfälle wegen berühmte Kerka, die Cettina und Narenta die ansehnlichsten. Die sehr gemischte, meist katholische Bevölkerung besteht aus Morlachen, einem schönen, gastfreien, aber noch sehr rohen Menschenschlage, von denen die tiefer im Gebirge wohnenden häufig Räubereien begehen und dann Haiducken heißen; ferner aus Montenegrinern, Uskoken, Griechen, Zigeunern und Italienern. Ihre Hauptnahrungsquellen sind die Schiffahrt, welche viele gute Häfen begünstigen, der Handel mit der Türkei, die außerordentlich wichtige Fischerei, besonders der Sardellen- und Thunfischfang, und der höchst einträgliche Weinbau. Der Ölbaum gedeiht ebenfalls trefflich, Südfrüchte und Obst werden in Menge erzeugt und letzteres vornehmlich zur Fabrikation von Branntwein benutzt; Seidenbau und Bienenzucht, sowie der Bergbau sind unbedeutend; Getreide muß eingeführt werden. Das Land wird in vier nach ihren Hauptstädten benannte Kreise getheilt, von denen der nördlichste die feste Hauptstadt Zara mit 5900 Einw. enthält. Sie liegt auf der Spitze einer Halbinsel und am Kanal von Zara, ist [497] der Sitz des Generalcommandos, der Regierung, der höchsten Gerichtsbehörden und eines Erzbischofs, und besitzt außer andern Bildungsanstalten ein Lyceum, theologisches Seminar und Gymnasium; auch befindet sich daselbst ein Seearsenal, und drei große Cisternen müssen das fehlende Quellwasser ersetzen. Hierher gehören noch die Stadt Sebenico, an der Mündung der Kerka, mit 5000 Einw., der Sitz eines griech. nichtunirten Bischofs von D., und die culadischen Inseln, über 50 an der Zahl. Der Kreis Spalatro enthält die gleichnamige Hauptstadt mit 8000 Einw., ebenfalls auf einer Halbinsel gelegen, mit einem festen Schlosse und gutem Hafen; sie ist der Sitz der Kreisbehörde, eines Bischofs, treibt wichtigen Handel und wird besonders merkwürdig durch die Trümmer des Palastes des Kaisers Diocletian und einen noch völlig erhaltenen Tempel des Äskulap, der jetzt als Taufkapelle dient; auch besteht hier ein Museum der in der Umgegend von Zeit zu Zeit aufgefundenen Alterthümer; es gehören ferner zu diesem Kreise die Inseln Bua, Brazza, Lesina und andere. Durch die türk. Erdzunge Kleck vom vorigen getrennt folgt der Kreis Ragusa mit der gleichnamigen Handelsstadt, die am Fuße des Berges Vergato auf einer Halbinsel liegt, 4400 Einw. hat und durch ein Fort geschützt wird. Es befindet sich daselbst ein katholischer Bischof, eine höhere Lehranstalt der Piaristen, ein Gymnasium, und diese in der Mitte des 7. Jahrh. gegründete, von den Franzosen 1811 vernichtete ehemalige Freistadt zeichnet sich überhaupt durch regelmäßige Bauart und höhere Bildung vor den andern dalmat. Städten aus. Der Hafen bei der Stadt ist klein, größer und sicher ist aber der nahegelegene von Gravosa oder Sta.-Croce, wo auch die Schiffswerfte liegen. Es gehören hierher die Inseln Curzola, Blatta, Calamotta, Lagosta und andere. Wieder durch einen schmalen türk. Landstrich geschieden, folgt der Kreis Cattaro, auch östr. Albanien genannt, mit der am gleichnamigen Meerbusen gelegenen alten und festen Stadt Cattaro mit 2100 Einw. und dem wichtigsten, besten und größten Hafen am adriatischen Meere. Sie treibt ausgebreiteten Handel mit Wein, Öl und Schlachtvieh, das aus dem benachbarten Montenegro kommt, und ihr Gebiet ist besser angebaut als das übrige D. Außerhalb der Stadt liegt ein besonderer Bazar für die Montenegriner und in dem Kloster Stagnewitsch auf dem hohen Berge Giurgewo Brielo residirt der griech. Bischof, dem sie zunächst gehorchen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 497-498.
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