Dalmatien

[269] Dalmatien, Königreich, kais. österr. Kronland, ein schmales Küstengebiet das östl. Ufer des adriat. Meeres entlang, an die kroat. Militärgränze, die Türkei, Montenegro stoßend, 222, 3 □M. groß (1851), mit 393715 E., in 15 Städten, 32 Marktflecken, 868 Dörfern, 71452 Häusern und 93452 Familien; die E. sind Dalmatiner und Morlacken mit Ausnahme von 30000 Italienern, 1000 Albanesen, 500 Juden, die Religion die katholische. Das ganze Küstenland wird von parallelen Gebirgszügen, den Ausläufern der Alpen, der Länge nach durchzogen; das Wellebithgebirge macht die Gränze gegen Kroatien und wird von einer trefflichen Bergstraße (größte Höhe 3189') überstiegen. Das Klima ist warm, gesund; weil das Gebirge klüftiger, wasserdurchlassender Kalkstein ist, so ist Wassermangel eine ziemlich allgemeine Klage, besonders da das Gebirge in der venetian. Zeit seiner Wälder entblößt wurde; die 4 bedeutendsten Flüsse sind die Zermagna, Kerka, Cetina u. die schiffbare Narenta, welche aus dem Innern durch Querthäler an die Küste hervorbrechen. Wegen seiner geringen Bewässerung und seiner Kalkwände hat D. wenig Ackerland und erzeugt nicht hinlänglich seinen Bedarf an Getreide; auch Rinder und Pferde sind nicht zahlreich und klein, um so häufiger Esel und Ziegen. Mandeln, Granaten, Lorbeern, besonders aber Feigen und Oliven gedeihen, ebenso treffliche Weinsorten; Fischfang (Sardellen und Makrelen) und Küstenfahrt ist ein beträchtlicher Erwerbszweig; seit einigen Jahren kommt auch der Seidebau immer mehr in Aufnahme. Der Bergbau wird auf Eisen, Asphalt, Gyps und Braunkohle betrieben; Meersalz werden jährlich ungefähr 50000 Ctr. gewonnen. Ausgeführt werden besonders: Feigen, Oel, [269] Wein, Branntwein, namentlich Rosoglio, Sardellen, Wolle, Häute, Meersalz, Asphalt etc. Der Verkehr mit der Türkei findet auf Gränzmärkten, sogen. Bazars, statt und ist von großer Bedeutung. Der Seehandel erstreckt sich hauptsächlich auf Triest, Venedig, die italien. Staaten und die Türkei und beschäftigt 5 Hochseeschiffe, 246 große und 1128 kleine Küstenfahrer. Von wissenschaftlichen Anstalten hat D. 3 Gymnasien, 14 Gymnasialschulen, 4 Unterrealschulen und 4 nautische Schulen; Zara hat ein Nationalmuseum, Spalatro ein Museum von Alterthümern. Politische Eintheilung: in die Präfecturen Zara, Sebenico, Sige, Spalatro, Macarsca, Ragusa, Cattaro. – Die illyrischen Dalmates kamen um 156 v. Chr. mit den Römern in feindliche Berührung und wurden erst 7 n. Chr. unterworfen und romanisirt; nach dem Untergang des röm. Reichs bildete D. nach einander einen Bestandtheil des ostgothischen, fränkischen und byzantin. Reichs. Im 7. Jahrh. setzten sich die Slaven fest, im Norden Kroaten, im Süden Serben. Im 11. Jahrh. faßten Ungarn u. Venetianer festen Fuß, später die Türken, Ragusa aber wurde eigene Republik. Im Passarowitzer Frieden erhielten die Venetianer den größten Theil des Landes; sie warben ihre Landtruppen und den größten Theil ihrer Seeleute in D. an, hinderten aber aus Mißtrauen den Anbau des Landes u. unterdrückten den blühenden Seidenbau. Durch den Frieden von Campo Formio 1797 kam es an Oesterreich, 1809 an Frankreich, 1814 wieder an Oesterreich.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 269-270.
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