Piaristen

[494] Piaristen oder »die Armen der Mutter Gottes zu den frommen Schulen«, heißen in der röm.-katholischen Kirche die Glieder eines geistlichen Ordens, dessen Bestimmung die Beförderung des Schul- und Erziehungswesens ist. Zu diesem Zwecke wurde der Orden im 17. Jahrh. von dem span. Edelmann Joseph Casalanza gestiftet, als derselbe zu Rom zur Errichtung frommer Schulen (piae scholae, daher der Name Piaristen) eine Verbrüderung gründete, die 1621 durch Gregor XV. die päpstliche Bestätigung erhielt. Die gemeinnützige Wirksamkeit des Ordens führte zum schnellen Wachsthum desselben, ungeachtet es die Jesuiten aus Eifersucht auf jede Weise zu hindern suchten. Der Orden fand nach des Stifters Tode 1648 außerhalb Italien auch in Deutschland und Polen Eingang und erhielt vom Papste Innocenz XII. 1698 zur Anerkennung seiner Verdienste die vorzüglichsten Privilegien der Bettelmönche. Die Piaristen legen die drei gewöhnlichen Mönchsgelübde ab und fügen denselben noch das Gelübde bei, in Schulen unentgeltlich Unterricht zu ertheilen. Sie sind regulirte Weltgeistliche und in Kleidung und Verfassung dem Orden der Jesuiten sehr [494] ähnlich, doch haben sie sich von dem Vorwurfe der Herrschsucht und der Einmischung in politische Händel frei erhalten. Gegenwärtig sind sie noch in den östr. Staaten in Ungarn, in Polen, Böhmen und Schlesien vorhanden, und nicht mit Unrecht werden dort ihre Verdienste um den Anbau der Wissenschaften anerkannt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 494-495.
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