Die Stadt Mantua

[57] Die Stadt Mantua, in dem eben abgehandelten Gebiete, welche vor dem Französischen Kriege 16,000 Einwohner hatte, ist sowohl durch ihre Lage als durch ihre Werke eine der ersten Festungen. Sie bildet eine Erdzunge und liegt in einem großen See, den der Fluß Mincio macht. Sie hat ein Bißthum, eine Universität und eine Akademie der Wissenschaften, mit welcher eine Akademie der Mahlerei und Baukunst vereinigt ist. In der Nachbarschaft ist das Dorf Pietolo (das alte Andes), Virgils Geburtsort, und die Virgiliana oder die Grotte merkwürdig, in welcher der große Dichter gedichtet haben soll. (Die Akademie der Wissenschaften [57] und Künste zu Mantua feierte d. 15. Oct. 1797 Virgils Geburtstag, und den Tag darauf nahm ganz Mantua Antheil an diesem Feste.) Uebrigens giebt es über 2000 Juden in Mantua, welche die vornehmste Handlung daselbst treiben. – Als Bonaparte nach der Schlacht bei Lodi (d. 10. Mai 1796) Meister von der Lombardie bis auf die Festung Mantua ward, ließ er dieselbe blockiren und traf Anstalten zur förmlichen Belagerung: allein sie wurde zu Anfange des Augusts von Wurmser entsetzt; und wiewohl sie dieser bald aufs neue blos stellen mußte, so warf er sich doch am 12. Sept. mit einer Kühnheit, welcher selbst Bonaparte Gerechtigkeit widerfahren läßt, mit einem Theile seiner Armee in dieselbe, und that daraus wiederhohlte, zum Theil sehr glückliche Ausfälle. Seit der letzten Hälfte des Septembers wurde Mantua aufs neue von den Franzosen blockirt: und so viel auch Feldzeugmeister Alvinzy zu Ende dieses (1796) und zu Anfange des folgenden Jahres that, um Mantua zu entsetzen, so gelang es doch dem siegenden Bonaparte, dieses zu verhindern; und als vollends Feldmarschall Lieutenant Provera sein mit Wurmser verabredetes Project, sich durch ein kühnes Manövre mit der Besatzung von Mantua zu vereinigen, scheitern sah und den 16. Januar die Vorstadt St. Georgio übergeben mußte, konnte Wurmser nicht anders als die Hoffnung eines Entsatzes aufgeben. Da schon großer Hunger und pestartige Krankheiten in Mantua herrschten: so trat er mit dem Divisionsgeneral Serrurier, welcher zuletzt die Blockade commandirte, in Unterhandlungen; und es kam den 2. Febr. eine für ihn selbst (er und die übrigen Generale, so wie deren Adjutanten, sollten nicht unter den Gefangenen sein etc.) wie für die Besatzung ehrenvolle Capitulation zu Stande, vermöge weicher Mantua an die Franzosen überging. Bei den Friedensunterhandlungen zwischen Frankreich und Oestreich machte der künftige Besitz der Festung Mantua große Schwierigkeiten; und in dem Frieden bei Udine ist neben dem Mantuanischen überhaupt noch besonders der Stadt und Festung dieses Namens erwähnt, welche nach demselben ebenfalls zur Cisalpinischen Republik gehört.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 57-58.
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