Leonīnische Stadt

[420] Leonīnische Stadt (ital. Città Leonina), der Teil der Stadt Rom, der das vatikanische Gebiet, den alten Ager Vaticanus, zwischen den Stadtteilen Trastevere und Prati di Castello am rechten Tiberufer umfaßt und durch mehrere Brücken, darunter die Engelsbrücke, mit den übrigen Stadtteilen in Verbindung steht. Im Altertum befanden sich hier außer dem Mausoleum Hadrians (Engelsburg) meist ausgedehnte Gärten sowie ein (Neronianischer) Zirkus; doch wurde dieser Teil nicht zur eigentlichen Stadt gerechnet und auch nicht in die Aurelianische Mauer einbezogen. In den ersten Jahrhunderten n. Chr. wurden hier die Peterskirche, mehrere andre Kirchen und Klöster sowie der älteste vatikanische Palast erbaut. Papst Leo IV. (847–855) ließ diesen in der Folge nach ihm benannten Teil Roms gegen die Einfälle der Sarazenen mit einer 12 m hohen Mauer aus Tuff und Ziegeln umgeben. Die L. S. diente nun den Päpsten während eines Jahrtausends oft als Zufluchtsstätte vor den italienischen Waffen und vor den Heeren der deutschen Kaiser. Nach Rienzis Sturz wurde sie durch die aufständische Bevölkerung zerstört; Papst Martin V. fand 1420 nur noch Trümmer vor. Aber schon nach 100 Jahren war die L. S. durch Bramante, Raffael und Michelangelo mit Bauten und Kunstwerken reich geschmückt, wogegen der zugehörige Borgo im allgemeinen ein ärmliches Viertel blieb. Die alte Mauer ist übrigens durch Anwachsen des Vatikans wie des Borgo mehrfach durchbrochen worden. Die L. S. bildet jetzt den 14. Stadtbezirk (Rione di Borgo) des modernen Rom. S. den »Plan von Rom«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 420.
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