Leo X.

Leo X.

[730] Leo X., hieß früher Giovanni und gehörte der berühmten Familie der Mediceer (s.d.) an.

Er wurde 1475 zu Florenz geboren und erhielt schon in seinem 13. Jahre die Cardinalswürde; indeß nahm er erst seit 1505 an den öffentlichen Angelegenheiten Antheil, indem ihn der Papst Julius II. zum Statthalter von Perugia und 1511 zum Anführer eines Heers gegen Frankreich ernannte, welches zur heiligen Ligue gehörte. Er gerieth 1512 bei der Schlacht von Ravenna in franz. Gefangenschaft, gewann jedoch bald die Freiheit wieder und blieb als päpstlicher Legat in Bologna. Nachdem er noch zu Florenz zur Wiederherstellung der Herrschaft seiner Familie thätig gewesen war, ging er auf die Nachricht von Julius II. Ableben nach Rom und wurde hier 1513 zum Papst erwählt. Er setzte als solcher den Streit gegen Frankreich fort und endete ihn zur Ehre der Kirche. Besonders nahm er sich thätig der Künste und Wissenschaften an. Die Universität zu Rom wurde wiederhergestellt und glänzend mit ausgezeichneten Lehrern und Geldmitteln ausgestattet. In der Politik seiner Zeit spielte L. auf kluge Weise den Vermittler und wußte die Würde des päpstlichen Stuhles sowol als den Glanz und die Macht seiner Familie zu fördern. Im J. 1517 wurde eine Verschwörung gegen das Leben L.'s X. entdeckt und der Cardinal Petrucci als Urheber derselben erdrosselt, ohne daß man auf das ihm gegebene Versprechen freien Geleites Rücksicht nahm. Um sich neue Geldsummen zu verschaffen, deren er im Allgemeinen zur Befriedigung seiner Prachtliebe und besonders auch zur Vollendung der Peterskirche bedürftig war, ließ L. in der ganzen Christenheit Ablaßbriefe feil bieten. Dieser Misbrauch wurde bekanntlich die nächste Veranlassung zu Luther's Auftreten gegen die Fehler im Innern der katholischen Kirche und dadurch zur Reformation. Leo X. beachtete anfangs den Augustinermönch in Wittenberg nicht; als jedoch endlich die Sache von Bedeutung wurde, war er zu einer friedlichen Beilegung des Streites bereit. Erst durch Anmahnung des Kaisers Maximilian I. und Luther's standhaftes Beharren bei seiner Ansicht wurde die Bulle hervorgerufen, durch welche 1518 Alle mit dem Banne bedroht wurden, welche fernerhin das Recht des Papstes in Ablaßertheilung in Zweifel ziehen würden. Luther berief sich dagegen auf eine allgemeine Kirchenversammlung. L. war bemüht, die gesammte Christenheit zu einen Kreuzzuge gegen den türk. Kaiser Selim zu vereinigen, welcher sich Ägyptens bemächtigt hatte. Vielleicht wäre durch eine solche gewaltige Aufregung des christlichen Geistes nach außen der Zwist im Innern aufgehoben oder doch geschwächt worden; aber an der Eifersucht der christlichen Monarchen gegen einander scheiterten L's Pläne. Italien blieb während der Religionsunruhen in Deutschland ruhig und L. X. fuhr fort, den Flor der Künste und Wissenschaften, so wie den Glanz seiner Familie zu fördern. Auch gegen die franz. Macht in Italien griff L. in Verbindung mit dem Kaiser noch einmal zu den Waffen und mitten in der Freude über die errungenen Siege starb er zu Rom 1521.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 730.
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