Bildende Kunst

[66] Bildende Kunst Unter dieser weitgreifenden Bezeichnung fassen sich alle formellen Darstellungen von lebenden oder leblosen Gegenständen für das Auge. Diese Darstellungen theilen sich ein nach den Gegenständen selbst und nach der Art der Form. Die Gegenstände der bildenden Kunst können Menschen und Thiere in historischer Auffassung, in ganzen Figuren, oder auch nur als Portraits wieder geben; können Darstellungen der freien Natur sein, als Landschaften, Pflanzen, Frucht- und Blumenstücke, können endlich selbst Abbildungen durch Menschenhände hervorgebrachter Dinge sein. – Der Form nach theilen sich die bildenden Künste in plastische und zeichnende. Zu den plastischen gehören: Plastik im engern Sinne, die Bildnerei, Darstellung, nämlich in weichen Massen: Thon, Gyps und Wachs (Stuckatur- und Poussirarbeiten), Bildgießerei (in Metall u. dgl.) Bildhauerei (s. d. A.), Formschneidekunst (Schnitzerei, Drechslerei etc.), Steinschneidekunst. – Die zeichnenden Künste sind: Das Zeichnen an und für sich, das Kupferstechen, Lithographiren (s. d.), Holzschneiden (Xyographie) s. d., die Malerei, Mosaik, Stickerei, Wirkerei etc. – Das Grundwesen aller bildenden Kunst ist naturgetreue Darstellung. Nur was in reiner Auffassung naturwahr ist, kann schön genannt werden. Die bildende Kunst ist so alt, als die Welt; mit den ersten Menschheit beginnen auch Ueberlieferungen von Bildnerei. Wir lesen von Götzenbildern der ersten Menschen. Die Hebräer sind indessen das erste, von der Geschichte bezeichnete Volk, das sich in Ausbildung der rohen Versuche hervorthat. Die Aegypter trieben diese Kunst am frühesten als solche. Ihre häßliche Körperbildung hinderte sie an großen Fortschritten. Die Phönizier kamen weiter hinein, als die Perser, aber nicht so weit, wie die Hetrurier. Alle aber wurden von den Griechen übertroffen. Nach der ersten Epoche ihrer Kunst (dem ersten Style) schuf Phidias den zweiten oder hohen Styl. In diesem,[66] den großer Seelenadel charakterisirt, herrschte noch eine gewisse Härte; das bedeutendste Werk aus jener Zeit besitzen wir in der Gruppe der Niobe zu Florenz. Der dritte oder schöne Styl begann mit Praxiteles, vollendete sich mit Apelles. Sein Charakter ist Grazie. Laokoon (s. d) in Rom stammt aus dieser Periode. Nachdem die Kunst in jener Periode den höchsten Grad denkbarer Vollkommenheit erstiegen hatte, fand Stillstand Statt. Es kam die Periode der Nachahmung, die in diesem Sinne noch besteht.

B–l.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 66-67.
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