Augustus

[98] Augustus, Octavius Cäsar, Sohn des C. Octavius und der Accia, wurde 691 u. C. R. zu Rom geboren. Da er seinen Vater früh verlor, nahm ihn Julius Cäsar an Kindes Statt an, welchem er auch im 16. Jahre seines Alters in den Spanischen Krieg folgte. Seine glänzenden [98] Verbindungen, zu welchen seine Talente, vorzüglich seine Geschmeidigkeit des Geistes, kamen, machten ihn geschickt, bei der damahligen kritischen Lage der Römischen Republik schon sehr früh eine glänzende Rolle zu spielen. Ueber seine politische Laufbahn bis auf die Schlacht vor Actium s. den Artikel Antonius. Diese Schlacht gab ihm die Herrschaft über Rom und die Welt. Bis hieher war er sehr grausam gewesen; jetzt machte er sich durch Milde beliebt. Man gab ihm den Titel Cäsar für immer, und der Senat gab ihm den Namen Augustus. Er war fein genug sich das Ansehen zu geben, als ob er die Oberherrschaft von Zeit zu Zeit wieder abgeben wolle – er ließ sich bitten sie zu behalten, und nahm sie dann immer nur auf einige Jahre wieder, welche jedoch immer wieder verlängert wurden. Als Kaiser wußte er sich allgemein liebenswürdig zu machen, auch liebte und beschützte er die Wissenschaften. Von seiner ersten Gemahlin Stribonia hatte er die berühmte Julia, die er hernach ihres Lebens wegen aus Rom verbannte. Von der andern Gemahlin Livia, die er ihrem Manne hochschwanger wegnahm, hatte er keine Kinder; allein er nahm ihren Sohn Tiberius an Kindes Statt an. Die Geschichtschreiber werfen ihm schamlose Wollust vor, und mahlen sein häusliches Leben nichts weniger als glücklich. Wegen der großen Köpfe, die damahls lebten, ist das Jahrhundert des Augustus eines der glänzendsten in der Geschichte. Eine meisterhafte Schilderung seines Charakters findet man in Wielands Briefen des Horaz.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 98-99.
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