Clemens XIV

[271] Clemens XIV. Papst, hieß eigentlich Ganganelli, und war den 31. October 1705 zu Arcangelo di Vado, einer kleinen Stadt im Kirchenstaate bei Rimini, geboren. Nach dem frühen Tode seines Vaters, eines Wundarztes, wurde er Franziskaner-Minorit, that sich [271] hier durch große Talente vor seinen Ordensbrüdern sehr hervor, gewann die Gunst des Papstes, Benedict XIV. erhielt nach und nach die Würden eines Professors, Inquisitionsraths und Cardinals, und wurde endlich an Clemens XIII. Stelle am 19. Mai 1769 nach einer dreimonathlichen äußerst unruhigen Wahl, besonders durch die Bemühungen des berühmten Cardinals Bernis, in seinem 64. Jahre zum Papste gewählt. Er zeichnete sich durch Aufklärung, Staatsklugheit, gründliche Gelehrsamkeit, Vortrefflichkeit des Charakters, standhaften Muth und rastlose Thätigkeit vor allen seinen Vorgängern rühmlich aus; er bekämpfte während seiner Regierung Aberglauben und Pfaffentücke, so viel er konnte, und machte sich durch die Aufhebung des Jesuiterordens (1773 den 21. Juli) um die Menschheit verdient. Auch vereinigte er Avignon und Venaissin 1773 mit dem päpstlichen Gebiete, und traf viele Anstalten zur Beförderung der Künste und Wissenschaften, unter welche vorzüglich die Stiftung des Elementinischen Museums gehört, der größten Antikensammlung in der Welt, und der größten Zierde des Vaticaus, bei welcher jedoch zu bedauern ist, daß das Gebäude dazu nach einem schlechten Plane aufgeführt worden. Hier stehen die Meisterstücke des Belvedere (s. d. Art.) nebst einer Menge andrer Kunstwerke, welche auch unter dem jetzigen Papst täglich vermehrt wird. Er konnte aber die Früchte seiner edeln Thaten nicht lange genießen; denn er starb schon am 22. Sept. 1774 an der Abzehrung, oder, wie andere sagen, an beigebrachtem Gift. Die unter seinem Namen herausgekommenen Briefe sind wahrscheinlich unechte.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 271-272.
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