Das Automat

[101] Das Automat, a. d. Griech. ein sich selbst bewegender lebloser Körper oder eine sich selbst bewegende Maschine; mechanische Kunstwerke, welche ihre bewegende Kraft in sich selbst verborgen halten, und sich also von selbst zu bewegen scheinen, wie z. B. eine Sackuhr. Unter die bewundernswürdigsten Automaten gehören eine von Vaucanson verfertigte Maschine, welche einen Flötenspieler vorstellt, der verschiedene musikalische Stücke auf der Flöte mit der größten Genauigkeit in Unterscheidung des verschiedenen Takts ausführt, ohne anders in die Flöte zu wirken als der Mensch, nehmlich mit den Lippen zum Ansatz, und mit den Fingern zur Modulation der Töne. Eben dieser Künstler verfertigte eine Ente, welche die Körner mit dem Schnabel aufnahm, kaute, verschlang und durch die natürlichen Wege verdaut wieder von sich gab. Die beiden Schweizer, Gebrüder Droz, haben es in der Kunst Automaten zu verfertigen nicht weniger weit gebracht. Eines derselben stellt ein Kind von 2 Jahren vor, das sitzend an einem Pulte seine Feder eintaucht, das Ueberflüssige ausschüttet, und alles, was man ihm in Französischer Sprache dictirt, niederschreibt. Das letztere dürfte wohl ohne menschliche Beihülfe nicht möglich sein. Der berühmte Schachspieler, welchen Herr von Kempelen zu Preßburg verfertigte, gehört, nach dem Freiherrn von Raknitz (über den Schachspieler des Herrn von Kempelen und dessen Nachbildung), nicht unter die Automate, weil nach ihm die Hülfe eines (versteckten) Menschen dabei nöthig ist. Das neueste merkwürdigste Automat ist des Herrn von Kempelen Sprechmaschine, über welche derselbe eine vortreffliche Schrift herausgegeben hat.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 101.
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