Das Osterfeuer

[325] Das Osterfeuer, ein abergläubischer Gebrauch, den man bei den Deutschen von den frühesten Zeiten [325] des Mittelalters an findet, und der vielleicht heidnischen Ursprungs ist, da er mit dem Nothfeuer und andern ähnlichen Ceremonien alter Völker Aehnlichkeit hat. Man macht am ersten Ostertage des Abends auf einem Berge ein großes Feuer: das Volk setzt sich in frohem Jubel herum, die Jugend springt darüber weg; und das Ende des Festes, bei welchem gewöhnlich viele Unsittlichkeiten vorgehen, ist, daß jeder einen Brand mit nach Hause nimmt, um vor Unglück, besonders aber vor dem Einschlagen des Blitzes, sicher zu sein. Man findet dieses Osterfeuer noch sehr häufig in Deutschland, besonders im mitternächtlichen Theile; und in Thüringen ist es sehr gewöhnlich. In den mittäglichen Provinzen ist mehr das Johannisfeuer, eine ähnliche Ceremonie am Johannistage, üblich, wovon man jedoch auch im nördlichen Deutschland Spuren findet.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 325-326.
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