Das Spießglas

[331] Das Spießglas, Spießglanz (Antimonium) ist ein schwarz schimmerndes, schmutzendes, schweres, aber zartes Mineral ohne Geruch und ohne Geschmack, das unter der Erde als eigentliches Erz, jedoch mit andern Metallen und Bergarten vermischt, gefunden wird. Den Namen führt es, weil es meisten Theils nadelförmige Spitzen, wie Spieße oder Schwerdter, hat, zugleich aber so spröde ist, daß man es pülvern kann, im Glühen schmilzt, und sich im Feuer zu einem braunen oder gelben Glase verwandelt. Es wird in verschiedenen Ländern, in Böhmen, Sachsen, Siebenbürgen, Ungarn, Frankreich etc. angetroffen. Ueber seine Natur und innern Eigenschaften, so wie über seine Kraft und Wirkung, sind die Meinungen sehr verschieden und widersprechend: Manche haben es ganz herabgewürdigt, Andere – und namentlich die Alchymisten, welche es unter dem Namen des rothen oder orientalischen Löwen, des grauen Wolfs etc. verehren [331] – wieder außerordentlich erhoben; indessen wohl auch hier die Mittelstraße immer der sicherste Weg bleibt, da bei chemischen Operationen und in der Medicin dasselbe auf vielfache Art benutzt werden kann. Mit mehrern Metallen verbindet sich das Spießglas, und macht sie spröde und bleich: Blei und Zinn werden dadurch härter, und jenes liefert eben durch diese Versetzung zu den Buchdruckerschriften eine sehr gute Masse: das Zinn wird einer stärkern Politur fähig.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 331-332.
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