David

[324] David, ein berühmter Französischer Mahler, geb. zu Paris 1756. Er ging frühzeitig (1774) nach Rom, hielt sich mehrere Jahre daselbst auf, und widmete sich vorzüglich dem Heroischen in der Historienmahlerei. Seine ausgezeichneten Talente für diese Gattung der Kunst entwickelten sich sehr bald, und die Italiäner sahen sich gezwungen, ihm alle Achtung zu zollen, die sie sonst dem Ausländer so gern versagen. Noch höher stieg aber ihre Bewunderung, als David im Jahr 1784, abermals nach Rom zurück kam, und sein Meisterstück, den Schwur der Horatier, welchen ihm Ludwig XVI nach einer Scene aus den Horatiern des Corneille zu entwerfen aufgetragen hatte, unter ihren Augen vollendete. Kenner und Liebhaber behaupteten einstimmig, daß dieses Stück unübertrefflich sei, und den Geist eines Raphael athme. Die Pariser fanden es als etwas noch nicht Gesehenes natürlich auch sehr schön, und David, der nun auch anfing als Portraitmahler Aufsehen zu machen, würde in ihrer Mitte sehr glänzend haben leben können, wenn er nicht unglücklicher Weise bei der Revolution eine Rolle übernommen hätte. Gleich anfänglich war er warmer Beförderer derselben, wurde aber in der Folge noch mehr dafür eingenommen, als er von der Nationalversammlung den Auftrag erhielt, verschiedene merkwürdige Scenen daraus durch den Pinsel zu verewigen. Man war so innig von seinem Patriotismus überzeugt, daß man ihm eine Deputirtenstelle bei dem nachherigen Convent übertrug, und (im Sept. 1793) zu [324] einem Mitglied des Sicherheitsausschusses machte, worin er sich bis zum Sturz des Robespierre erhielt. Voll von dem überspanntesten Republikanismus war er allemal auf der Partei der wüthendsten Demokraten, und lieh willig seinen Pinsel zur Aufbewahrung mancher schändlichen Scene. Die Anordnung der Volksfeste, der Entwurf der colossalischen Statue der Freiheit, und mehrere andere, größten Theils unausführbare Projecte ähnlicher Art, waren das Werk seiner jetzt zerrütteten Einbildungskraft. Sein einziges Verdienst in jener Periode bestand unstreitig nur darin, daß er die Künste gewisser Maßen von dem gänzlichen Untergange rettete, womit sie die Barbarei der Sansculotten bedrohte. Nach Robespierres Falle verlor David die politische Existenz eines Demagogen, und entging, wahrscheinlich bloß aus Achtung für seine artistischen Verdienste, mit genauer Noth der Guillotine. Man verhaftete ihn auf einige Monathe, dann erhielt er aber seine Freiheit wieder, und seitdem ist er ganz von dem Schauplatze der Revolution abgetreten.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 324-325.
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