Die Gemme

[86] Die Gemme. So nennen die Neuern die geschnittenen Steine, in welchen die Figuren vertieft sind, zum Unterschied von den Cameen, in welchen die Figuren erhaben eingegraben worden. Das beste, was wir von beiden Arten geschnittener Steine besitzen, ist Griechische Kunst; und wir sind so glücklich, eine große Anzahl solcher Antiken zu besitzen, welche nicht nur für den Freund der Kunst, sondern auch für den Kenner der Geschichte und der Alterthümer äußerst wichtig sind. Die Sammlungen solcher geschnittenen Steine nennen die Alten Dactyliotheken. Die prächtigsten Cabinette der Art sind in Italien, unter denen das im Florentinischen Museum und das im Pallast Berberini die vorzüglichsten sind; auch werden schätzbare Sammlungen der Art in Deutschland, England und Frankreich angetroffen. Kupferwerke, in welchen man solche Antiken abgebildet findet, sind von Cori, Stosch, Mariette, Winkelmann u. a. veranstaltet worden. Man pflegt auch von diesen geschnittenen Steinen Abdrücke oder Pasten in Schwefel, Siegeilack und besondere Massen zu machen, dergleichen Lippert (ehedem Prof. in Dresden) und die Engländer[86] Wedgwood und Bentley verfertigt haben. Man hat sich viele Mühe gegeben, Kennzeichen aufzufinden, um moderne geschnittene Steine von antiken zu unterscheiden; allein noch hat man keine völlig sichern entdecken können.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 86-87.
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