Die Samojeden

[44] Die Samojeden, welche in dem Europäischen und Astatischen Rußland, vom Jugrischen Gebirge bis an die Lena, wohnen, gehören zu den rohesten und unwissendsten Völkern des Erdbodens. Die Kälte des Climaʼs längs des Eismeeres hat ihren Körper dergestalt zusammengedrückt, daß sie kaum vier Fuß groß sind. Ihr Aufenthalt in den unreinlichsten Hütten, die selten eine Oeffnung für den Rauchzug haben, macht, daß sie ein äußerst schmuziges und ekelhaftes Ansehen haben. Sie erkennen ein höchstes gutes und ein ihm untergeordnetes böses Wesen, beten aber beide eben so wenig an als die Götzenbilder, die sie haben, glauben übrigens eine Art von Seelenwanderung. Sie führen ein nomadisches Leben; und ihr einziger Reichthum ist [44] das Rennthier, welches ihnen Nahrung, Kleidung und fast alle Bedürfnisse des Lebens giebt. (M. s. den Art. Rennthier.) An Rußland entrichten sie seit beinahe 300 Jahren einen jährlichen Tribut (Issak), indem jede Mannsperson, die den Bogen führen kann, für 25 Kopeken (¼ Rubel) Pelzwerk liefern muß.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 44-45.
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