Die Sicilianische Vesper

[263] Die Sicilianische Vesper: so nennt man die berüchtigte Ermordung der Franzosen auf der Insel Sicilien, die im J. 1282 vorfiel. Carl von Anjou, ein Bruder Ludwigs IX., Königs von Frankreich, hatte sich, nach der ungerechten Hinrichtung des Schwäbischen Prinzen Conradin, der Königreiche Neapel und Sicilien bemächtigt. Durch seine harte Regierung und durch das übermüthige Betragen der Franzosen, die sich die schreiendsten Ungerechtigkeiten, die ungeheuersten Bedrückungen gegen diese unglücklichen Insulaner erlaubten, wurden die Sicilianer in kurzem dergestalt aufgebracht, daß sie mit Peter III., König von Arxagonien, in Verbindung traten, und sich verschworen, dieses Französische Joch abzuwerfen. Ein gewisser Procida stand an der Spitze der Verschwörung, die am Osterfeste des J. 1282 zum Ausbruche kam, indem das Lauten zur Vesper als Signal verabredet worden war – über 8000 Franzosen wurden an diesem Tage ermordet. Bald darauf nahm Peter Besitz von Sicilien, und Carl konnte ihn nicht wieder daraus vertreiben, ungeachtet er von Philipp III., König von Frankreich, und dem Papst Martin, der Petern in den Bann that, unterstützt wurde.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 263.
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