Mucius Cordus Scävola

[187] Mucius Cordus Scävola, ein junger Römer aus den ersten Zeiten der Republik, der die kaum gegründete Freiheit seines Vaterlandes durch eine kühne That rettete. Porsena, ein Etruskischer König, belagerte Rom; und schon litt man hier an den nothwendigsten Bedürfnissen den größten Mangel, als Mucius, unwillig darüber, daß die junge Republik ihren Nacken unter das Joch eines Tyrannen beugen sollte, den Römischen Senat um die Erlaubniß bat, sich in das feindliche Lager zu begeben. Er bewaffnete sich mit einem Dolche, und hatte nichts geringeres beschlossen, als den König zu ermorden; allein unglücklicher Weise tödtete er den Schreiber desselben, worauf er sogleich ergriffen und zum Porsena geführt wurde. Da dieser ihn durch Drohungen schrecken wollte, so steckte er, um zu zeigen, wie wenig ex körperliche Schmerzen achte, seine rechte Hand in glühende Kohlen, und ließ sie mit unbeweglicher Standhaftigkeit verbrennen. Ueber diese Kühnheit erstaunte der König so sehr, daß er ihm nicht nur die Freiheit schenkte, sondern auch auf seine Aussage, daß 300 junge Römer ihm den Tod geschworen hätten, die Belagerung sofort aufhob und mit den Römern Frieden schloß. Mucius, der, weil er sich nun bloß der linken Hand bedienen konnte, den Beinamen Scävola [187] erhielt, wurde durch ein Stück Land und eine errichtete Ehrensäule vom Senat belohnt.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 187-188.
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