Riga

[274] Riga, die Hauptstadt des sonstigen Herzogthums Liefland, und die Gouvernementsstadt der Rigaischen Statthalterschaft, liegt in einer niedrigen und auf der Landseite mit vielen Sandhügeln umgebnen Gegend. Den Namen hat sie von dem kleinen Flusse Rige (einem Arme der Düna, der aber nach und nach verschlemmt, und endlich ganz verschüttet worden ist), an welchem sie erbaut wurde. Seit 1515 den Ordensmeistern unterwürfig, kam sie 1581 unter Pohlnische Hoheit, wurde dann 1621 vom König von Schweden, Gustav Adolph, erobert, und endlich 1710 von den Russen eingenommen, unter deren Scepter sie geblieben ist. Trotz ihrer niedrigen, von der See auf 2 Meilen weit entfernten und auch sonst unbequemen Lage, und trotz dem, daß sie sich am äußersten Ende des Landes befindet, gewinnt dennoch die Stadt durch den Handel Reichthum und Leben; sie ist der Stapelplatz aller Handlungsproducte von Liefland, eines großen Theils von Litthauen, Weißrußland, Curland und Pohlen, welche theils zu Wasser auf dem Dünastrom, theils zu Lande auf der Achse herbeigeschafft werden. (Als eines der vorzüglichsten Ausfuhrartikel verdient der Rigaer Leinsame Erwähnung.) Auch die hier befindlichen hohen Landescollegien und Tribunale (z. B. das Generalgouvernement, das Hofgericht, Oberconsistorium etc.) geben der Stadt noch mehr Ansehn. Die Zahl der Einwohner wird über 30,000 angegeben.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 4. Amsterdam 1809, S. 274-275.
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