Kunz von Kauffungen

[539] Kunz von Kauffungen, jener berüchtigte Prinzenräuber, war eigentlich ein tapferer, aus einer alten Familie entsprossener Ritter. Ihm hatte der Churfürst Friedrich bei dem Kriege mit seinem Bruder verschiedene Vitzthumische in Meißen gelegene Güter einstweilen zur Entschädigung für dessen verwüstete Besitzungen in Thüringen eingeräumt. Nach hergestelltem Frieden mußte Kunz diese Güter wieder hergeben, machte aber von seinem Schlosse Eisenberg in Böhmen aus, wohin er sich geflüchtet hatte, große Anforderungen an den Churfürst, welcher den Streit zu Altenburg durch Schiedsrichter wollte ausmachen lassen; Kunz verließ Altenburg, ohne die Entscheidung abzuwarten, faßte aber den schändlichen Entschluß, die beiderseitigen Prinzen des Churfürsten, Ernst und Albert, zu entführen. Auf eine erhaltene Nachricht, daß der Churfürst mit seinem ganzen Hofstaat abwesend sei, begab sich Kunz zu Ausführung seines schwarzen Vorhabens den 8. Jul. 1455 mit mehrern Gefährten nach Altenburg, erstieg das fürstl. Schloß, raubte wirklich beide Prinzen aus dem Schlafgemach und führte – indem seine Gefährten, von Mosen und von Schönfeld den Prinz Ernst mit sich nahmen und ihn durch das Voigt- und Frankenland nach Böhmen zu führen wollten, – den Prinz Albert durch die Rabensteinischen Wälder, um eben auch nach Böhmen zu gelangen; indessen hatte dieser schon den folgenden Tag an dem Fürstenberg bei Elterlein Gelegenheit gefunden, sich einem Köhler, George Schmidt, zu entdecken; der dann mit Hülfe anderer Köhler den Prinz glücklich befreite und diesen nebst dem Räuber dem Abte von Grünhain überlieferte. Kunzens Mitverschworne, als sie diese [539] Gefangennehmung erfuhren, ließen dem Oberamtshauptmann zu Zwickau, von Schönburg, die Auslieferung unter der Bedingung ihrer Freiheit antragen. Diese wurde ihnen gewährt und der Prinz dem Oberamtshauptmann zu Hartenstein übergeben. Nicht so gut kam der Haupträuber Kunz von Kauffungen weg, welcher mit seinem Bruder Dietrich, der auch um das Vorhaben gewußt hatte, zu Altenburg durchs Schwerdt hingerichtet wurde, und obschon sein Onkel, der Bischof Kaspar von Meißen, den Leichnam in der Peterskirche zu Freiberg begraben ließ, so wurde dieser doch wieder auf des Churfürsten Befehl ausgegraben und in einem Dorfe Neukirchen beerdiget. – Uebrigens wurde dem Köhler Schmidt nicht nur die Bitte, in dem Walde, wo er den Prinz gerettet hatte, frei Kohlen brennen zu dürfen, gewährt, sondern seine Nachkommen, welche den Namen Triller erhielten, wurden auch mit einem Freigute in Eckardsbach bei Zwickau begnadiget, wo besonders noch der Aelteste aus diesem Geschlecht bis auf den heutigen Tag jährlich ein Geschenk von 4 Scheffeln Korn erhält.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 539-540.
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