Palmyra

[192] * Palmyra, eine berühmte Stadt in Syrien, nachher die Hauptstadt eines besondern Königreichs, Palmyrene. Vorher hieß sie Thamar, oder Thadmor, die Palmenstadt, weil viel Palmenbäume um dieselbe herum standen. Sie war ringsum von Bergen umgeben, in einer sehr angenehmen, fruchtbaren Lage, auch nicht weit vom Euphrat. Ihr Ursprung gehört in das grauste Alterthum, und sie war theils als Vormauer des jüdischen Landes gegen den Euphrat und gegen herumziehende Horden, dann aber auch als Stapelstadt für den Handel aus dem östlichen und [192] westlichen Assen wichtig, und ward eben durch diesen Handel, besonders seit Trajans Zeiten, der die ganze Provinz unter römische Oberherrschaft brachte, reich und groß. Die prächtigsten Gebäude und Palläste zierten die Stadt, und obgleich diese in der Folge durch Aurelian, welcher die berühmte Fürstin Zeuobia (s. d. A.) besiegte, gänzlich zerstört und der größte Theil ihrer Einwohner niedergemacht wurde, so haben sich doch, auch selbst nach der abermaligen Vernichtung dieser, seit Aurelian wieder hergestellten, Stadt, durch die Saracenen im J. 744, die prächtigen Ruinen erhalten, welche in der Mitte des 18ten Jahrhunderts durch die Engländer entdeckt und in einem Prachtwerke (the Ruins of Palmyra) der Nachwelt übergeben wurden, das nun auf die Pracht von Palmyra schließen läßt, indem man unter jenen Trümmern eine Menge der schönsten Pfeiler, Ruinen von Tempeln und Thürmen, alle von Marmor und bewundernswürdig gearbeitet, fand; viele griechische, palmyrenische und auch eine lateinische Inschrift verherrlichten noch den Fund. Das älteste Denkmal davon fällt ins 3. Jahr nach Chr. Geb. – Jetzt ist Palmyra, unter dem alten Namen Tadmor, ein armseliges Dorf in der Wüste von Syrien, und zwischen den prächtigen Ruinen haben dürftige Familien ihre Hütten.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 192-193.
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