Palmȳra [1]

[585] Palmȳra, 1) (syrisch Thadmor, d.i. Palmenstadt), Stadt, nordöstlich von Damaskos, in Palmyrēne, einer fast ganz sandigen, nur Oasen enthaltenden, an Palmen reichen, von einem, kleinen Steppenfluß bewässerten Landschaft Syriens, welche aber die Einwohner bald in eine fruchtbare Gegend verwandelten, wozu zwei durchlaufende Handelsstraßen beitrugen. P. war von Salomo als Karavanenstation erbaut, galt als Vormauer des Jüdischen Landes gegen den Euphrat u. die Räuberhorden u. als Stapelplatz für den Handel von Osten nach Westen. Nach dem Falle Seleukias wurde der Handel P-s seit Ende des 2. Jahrh. n. Chr. noch blühender; die Stadt reich, groß, mit vielen Palästen, bes. seitdem Odenatus seine Residenz hier genommen hatte. Odenatus hatte nämlich den in P. einfallenden Perserkönig Sapor Geschenke gebracht, dieser aber dies dem Odenatus als Frechheit ausgelegt u. dem Geber dafür eine Strafe angedroht. Da zog Odenatus ein Heer zusammen u. warf den König über den Euphrat zurück, u. dafür erkannte ihn 260 der römische Kaiser Gallienus u. der Senat als König des Palmyrenischen Reiches an. Dies Reich ging von der Gegend um Damaskos nordöstlich bis an den Euphrat mitten durch die Wüste, mit vielen Städten, wozu er noch Striche am Libanon, von Emesos etc. u. Palästina zog. Ihm folgte 267 seine Wittwe Zenobia; diese wurde zwar von Rom aus nicht anerkannt, aber sie regierte im Namen ihrer unmündigen Söhne Herennianus u. Timolaus, denen sie den Kaisertitel beilegte. Sie eroberte Ägypten u. Mesopotamien u. erweiterte ihre Herrschaft in Nordsyrien u. in einem Strich von Kleinasien; 270 (275) wurde sie vom Kaiser Aurelian in zwei Schlachten geschlagen, P. belagert u. erobert, u. als die Einwohner die kleine Besatzung getödtet hatten, zerstört. Später erscheint P. wieder, aber als halb verfallener Ort, welchen Justinian aufs Neue befestigte. Aber 744 zerstörten es die Sarazenen völlig; j. Tadmor. Unter den Ruinen aus dem Alterthume zeichnen sich bes. die eines Sonnentempels aus, welche Engländer in der Mitte des 18. Jahrh. entdeckten. Die Inschriften in den Ruinen sind meist zweisprachig (griechisch u. palmyrenisch), u. zuerst im Anfang des 17. Jahrh. einzeln bekannt gemacht u. namentlich von Barthelemy (im 24. Bd. der Mém. de l'Acad. des inscr., Par. 1754) u. von Swinton (im 48. Bande der Philos. transact.) entziffert. Sie gehören in das 1. bis 3. Jahrh. n. Chr. Die Palmyrenische Sprache ist übrigens ein Dialekt des Syrischen, s.u. Syrische Sprache. Palmyrenische Münzen hat man von Odenatus, Timolaus u. Zenobia, mit griechischen Aufschriften, in Kupfer u. Silber; auch werden die Münzen von Vaballathus u. Athenodorus u. von Aurelian mit griechischer Umschrift zu der Reihe der Palmyrenischen Münzen gerechnet. Vgl. Wood u. Dawkins in: The ruins of Palmyra, Lond. 1753; Seller, The antiquities of P., ebd. 1696, deutsch von Hübner, Frankf. 1716; Ritter, Erdkunde, Theil 14, Berl. 1851; St. Martin, Histoire de P., Par. 1823. 2) Postort in der Grafschaft Wayne des Staates New York (Nordamerika), am Mud Creek, dem Erie Kanal u. der Rochester-Syracuse Eisenbahn; Bank, Fabriken; 4000 Ew.; 3) Hauptort der Grafschaft Fluvanna im Staate Virginia, am Rivanna River; 4) Hauptort der Grafschaft Marion im Staate Missouri, an der Hannibal-St. Joseph Eisenbahn; 2000 Ew.; 5) Inselgruppe aus dem Sandwichsarchipel.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 585.
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