Bocksbeuteleien

[276] Bocksbeuteleien werden volkssprüchlich veraltete Gewohnheiten und das Festhalten an denselben genannt, nachdem sie sich längst überlebten und den Nutzen verloren, den sie früher vielleicht besaßen. Der Ausdruck schreibt sich von der im Mittelalter, namentlich in den freien Städten des nördl. Deutschlands gebräuchlichen Sitte der Rathsherren her, die Statuten in Beuteln auf das Rathhaus zu tragen, welche im Niederdeutschen Booksbüdel (Buchbeutel) hießen und in denen damals auch die Gesangbücher getragen wurden, wenn man zur Kirche ging. Da nun in späterer Zeit diese Sitte abkam und zugleich vieles Unpassende in den alten Statuten gefunden ward, so nannte man dergleichen veraltete Dinge im Gegensatze zu neuen Einrichtungen Bocksbeuteleien, d.h. die noch im Buchbeutel gesteckt haben.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 276.
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