Chaldäa

[400] Chaldäa, der südl. Theil des alten babylonischen Reiches, östl. von Palästina, nördl. von Arabien und dem pers. Meerbusen, an der Mündung des Tigris und Euphrat gelegen, war im Alterthume ein durch fleißigen Anbau und künstliche Bewässerung außerordentlich fruchtbarer Landstrich, gleicht jetzt aber einer Wüste und gehört zu der türk. Provinz Bagdad und Basra. Die ehemaligen Bewohner desselben, die Chaldäer, mit welchem Namen manchmal auch die Babylonier im Allgemeinen bezeichnet werden, besaßen ihrer hohen Bildung wegen unter den alten Völkern Asiens eine große Berühmtheit. Da sie den Gestirnen göttliche Verehrung erwiesen, war die Beobachtung derselben auch ein Hauptgeschäft ihrer Priester, die sich aber vielleicht mehr mit Sterndeuterei als eigentlicher Astronomie abgaben, und diese und andere Wissenschaften, gleich den Priestern des alten Ägyptens, vor dem Volke geheim hielten. Indessen haben sich wissenschaftliche Beobachtungen aus den Jahren 719 und 720 v. Chr. von ihnen erhalten und selbst nach dem Verfall des babylonischen Reiches blieb der Name Chaldäer noch lange in Ehren, bis ihn endlich in den spätern Zeiten des röm. Reichs betrügerische Wahrsager so misbrauchten, daß allen Chaldäern der Aufenthalt im röm. Gebiet verboten ward.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 400.
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