Chaldäa [2]

[844] Chaldäa (Gesch.). Wahrscheinlich waren die Bewohner Ch-s (Chaldäer) eine vom Kaukasus herabgewanderte kriegerische Nomadenhorde, die sich am Euphrat die ackerbauenden Ureinwohner unterwarf u. mit den Babyloniern zu einem Volke zusammenschmolz, daher Ch. auch mit Babylon dieselbe Geschichte hat. Die ersten Könige der Babylonier (antediluvianische Könige) waren Chaldäer (Chaldäische Dynastie); sie waren nach Berosos: Aloros, regierte 100 Jahre, seit 4353 (1183 Jahre vor der Sündfluth), welcher einige Cultur unter dem Volke verbreitete; Alasparos, regierte 30 Jahre; Amelon (Amillaros), regierte 130 Jahre, unter ihm soll Oannes (s. Chaldäa, Geogr.) nach Ch. gekommen sein; Ammenon, regierte 120 Jahre; Amphis (Amempsinos), regierte 100 Jahre; Otiartes (Adratos), regierte 80, u. zuletzt Xisuthros, regierte 180 Jahre, unter dem die Sündfluth eintrat. Nach Einigen waren es nicht blos 7 Könige, sondern 10, u. zwar die 3 anderen, Metalaros, regierte 180, Daonos, regierte 100, u. Euedorachos, regierte 180 Jahre, zwischen Ammenon u. Amphis. Xisuthros soll sich in einer Arche vor der Fluth gerettet, vorher aber noch in Sippara eine Denkschrift niedergelegt haben, welche die Seinen nach der Fluth auffanden. Während Babylon der politische Name des Volkes war, galt der Name Chaldäer als priesterlicher Name, u. die Chaldäer erhielten sich in dem Rufe, Erklärer des Willens der Götter u. Bewahrer der Wissenschaften (vorzüglich der Astrologie) zu sein, u. dieser Name scheint zuletzt blos die Gelehrten- od. Priesterkaste bedeutet zu haben. Später, durch die Herrschaft der Perser, wurden die Chaldäer als gelehrte Kaste von den Magiern unterdrückt u. sanken zu gemeinen Zeichendeutern herab, so bei Griechen u. Römern noch, s. Chaldäer 4).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 844.
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